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F. Sammellager von Duala.
J.
Die englisch-französischen Streitkräfte benutzten
Duala als Sammelpunkt für die aus Kamerun
zusammengetriebenen, am Kampfe unbeteiligten
deutschen Männer, Frauen und Kinder. Viele
von ihnen hatten bloß dasjenige mit sich, was
sie auf dem Leibe trugen, andere hatten einen
oder mehrere Koffer mit Inhalt zu retten gewußt.
Soweit sie Bargeld besaßen, wurde es ihnen bis
auf 100 . abgenommen, teils gegen Bescheini-
gung, teils ohne solche. Wochenlang mußten
sie in ihren Gefangenenlagern, von schwarzen
Soldaten streng bewacht, verbleiben. Die Schlaf-
gelegenheit in den Lagern war selbst für Frauen
mangelhaft. Für die zum Teil auf den Fuß-
boden gelegten dünnen Matratzen gab es keine
Bettwäsche und keinen Moskitoschutz. Für Männer
fehlte es überhaupt an Betten, Stroh, Kissen
und Decken. Geradezu unerträglich war die
Moskitoplage auf den im Hafen von Duala
liegenden „Hans Woermann“, wo Ende April 1915
eine Anzahl Männer und Frauen drei Wochen
lang untergebracht war und trotz täglicher Bitten
erst zum Schluß Moskitonetze erhielt.
II.
Die Waschgelegenheiten in den Unterkunfts-
stellen der Gefangenen waren vollständig un-
zureichend. Ein oder zwei Waschschüsseln dienten
für alle Gefangenen, dazu war das Wasser sehr
knapp. Die Waschgelegenheit im Hofe des
Faktoreianwesens der Baseler Missions-Handlungs-
Gesellschaft, dem größten Gefangenenlager, konnte
von außen durch die Eingeborenen eingesehen
werden. Die Gefangenen wurden einzeln durch
schwarze Wachen zu dieser Waschgelegenheit
geführt. .
111.
Die Verpflegung war schlecht und von un-
genügender Menge. Sie bestand aus wurm-
stichigem Schiffszwieback, schimmligem und schlecht
gebackenem Brot, verdorbenen Heringen und
Sardinen, minderwertigem, zum Teil faulem
Fleisch und Tee.
Als Trinkwasser wurde unfanberes, ungekochtes
Masser gereicht.
IV.
Die Gefangenen wurden sowohl von seiten
des weißen wie des schwarzen Aussichtspersonals
roh und willkürlich behandelt. Schwarze Sol-
daten stießen sie mit dem Kolben, selbst weiße
Unteroffiziere und Soldaten belegten sie mit er-
niedrigenden Schimpfworten.
Der gefangene Leutnant Ried, der krank
ins Lager gebracht wurde, erhielt auf seine Bitte,
ins Hospital ausgenommen zu werden, vom
englischen Arzt die Antwort, im Hospital sei
nur Platz für Engländer und Franzosen.
Besonders waren es die politischen Offiziere
Powl (und Slowly, welche bei der Aufsicht über
die Gefangenen sie grob anließen, beschimpften
und durch unwahre Mitteilungen ängstigten.
Powl beantwortete eine bescheidene Bitte mit
den Worten: „Sie wollen mich um etwas bitten,
meine Pflicht wäre es, alle Gefangenen erschießen
zu lassen.“
Trotzdem forderte Powl! von Gefangenen,
die nach Fernando Po entlassen wurden, eine
schriftliche Erklärung, sie seien einwandfrei be-
handelt worden. Als sie sich weigerten, drohte
er, die nächsten Gefangenen würden noch viel
schlechter behandelt werden.
Leutnant Slowly hat Bitten und Beschwerden
von Frauen mit dem Hinweis auf Belgien oder
der Drohung, sie würden in Einzelhaft in das
Negergefängnis gebracht, abgetan.
G. Transport nach England auf den
englischen Dampfern „Lokodja“, „Elmina",
„Bathurst“, „Boulama“, „Obuasi“,
„ Appam“, „Akassa“, „Laurentic“.
J.
Die Unterbringung auf den Dampfern, durch
welche die weiße Bevölkerung aus Kamerun und
Togo kriegsgefangen nach England verbracht
wurde, war äußerst mangelhaft. Auf der kleinen
„Lokodja“, die nur eine Kabine besaß, wurden
300 Personen, Männer, Frauen und Kinder, ver-
schifft. Die Frauen und Kinder mußten in einem
engen schmutzigen Nanm schlafen, der keine hin-
reichende Luftzufuhr besaß und in dem Ratten
hausten. Die Männer mußten auf dem offenen
Deck ohne Unterlage liegend übernachten. Dabei
besaßen die Gefangenen meist nur ihre Tropen-
kleidung.
In gleich schlechter Weise wurden die Männer
auf der „Elmina“ untergebracht. Drei Tage
mußten sie auf Deck oder im Zwischendeck ohne
alles leben.
Nicht besser war es auf der „Boulama“
während der Fahrt nach Lagos. Die Gefangenen
mußten ohne Bettgestell und ohne Decken im
unteren Schiffsraum liegen. Englische Straf-
soldaten, die mit ihnen untergebracht waren, be-
kamen je zwei Decken. In diesem Raum mußten
sie trotz der Tropenhitze Tag und Nacht verweilen.
Erst am dritten Tag wurde ihnen erlaubt, auf
Deck zu gehen.
Auf der „Obuasi“ war der Raum für die
vielen Gesangenen sehr beschränkt und unsauber.
Die Frauen befanden sich zu je drei und vier in
schmutzigen, nur mit dem Notwendigsten aus-
gestatteten Kabinen. Die Männer mußten in licht-