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Dost, Telegraphie und Telephon im Belgischen Rongo.
(Schluß.)
(Mit einer Kartenskizze.)
IV. Die besonderen Einrichtungen der Telegraphen-
und Telephon-Verwaltung.
1. Kabel.
Bie in die letzte Zeit vor Kriegsausbruch hatte
der belgische Kongo keinen direkten Anschluß an die
großen Überseekabelsysteme. Ein kurzes doppeltes
Kabel von 1400 m Länge verband seit 1905 Kalina=
Point bei Kinshasa mit Brazzaville gemäs, der
Konvention mit Frankreich vom 23. Juli 1903 (pvgl.
uwers. S. 1376). Die auf dem Kongo zur -.
entfallenden Roten dieses Kabels hatten 20 528,50 F
betragen. Die Telegramme des thüiecbigenertemeit
in Boma gingen von Boma über Matadi—Léo-
poldville nach Brazaville, von dort an Hilsc des
seit September 1000 bestehenden französischen Über-
landtelegraphen nach Loango (522 km), weiter über
Land nach Libreville und erreichten hier erst den
Anschluß an das frangösische westafrikanische Kabel.
eit 1912 ist Loango mit Libreville auch durch
ein Seckabel verbunden. 1912 wurden auf dem an-
gegebenen Wege 68 Staatstelegramme abgesandt und
afür 9 308.25 Fr. Gebühren an Frankreich bezahlt:
insgesamt wurden für die Beförderung von Tele-
grammen an Französische Aquatorialafrika 1912
55 467,30 Fr. abgeführt. Im Etgtsvoranschlag für
1914 waren für den gleichen Zweck 80 000 Fr. aus-
geworfen. Der französische Uberlandtelegraph auf
der Strecke Brazaville — Loango—Libreville —
(1400 km) lag nur ein Draht war häufig in-
folge der Tornados, durch die Elefanten und die
üppige Vegetation unterbrochen, und so waren Ver-
zögerungen in der Beförderung der Telegramme an
der Tagesordnung. Im Jahrc 1908 brach das Fluß=
kabel. Eine Reparatur erschien mit Rücksicht“ auf den
schnellen Verschleiß der Kabel in der starken Strömung
untunlich. Die Telegramme wurden darauf mittels
oots oder Dampfers einmal täglich von Brazza-
ville nach Léopoldville gebracht. Um die dadurch
bervorgerufene Verzögerung zu vermeiden, erwog man
zunächst eine Taubenpost eingurichten, entschloß sich
dann aber zur Ubermittelung der Telegramme auf
optischem Wege. Die Zeichen wurden, falls keine Sonne
schien, mit einer Petroleumlampe gegeben. Die Anlage
wurde 1910 eingerichtet. Für die Station in Lo-
pvoldville wurden 1000 Fr. ausgeworfen.
Die sich sonst noch bietende Möglichleit einer Be-
förderung von Telegrammen nach Europa über die
poriugiesischen Linien war noch unzuverlässiger. Die
portugiesische Kolonie Angola hat in dem Gouverne-
mentssitz San Päolo da Loanda Anschluß an das
Labels#m der englischen Eastern Telegraf Companr.
Von Loanda war bereits vor 1900 eine Uberland-
linie über Ambriz und Ambrigete nach San
Antonio an der Kongomündung gelegt worden. Die
longolesi#chen Europa-Telegramme mußten also per
Schiff nach San Antonio, oder falls man den sehr
unsicheren Landtelegraphendienst San Autonio —
Loanda vermeiden wollte, direkt nach Loanda ge-
bracht werden. Es war daher nichts Außergewöhn-
liches, daß Telegramme nach Europa auf diesem Wege
eine Woche und länger benötigten. Die Gebühren
waren dabei zunächst noch außerordentlich hoch. 1901
zahlten Telegramme von San Antonio de Zaire
nach Belgien pro Wort 10,76 Fr. Auch als am
9. September 1910 die portugiesische Linie San
Antonio —Noki eröffnet wurde, änderte sich noch
nicht viel an diesen Zuständen. Immerhin traten die
belgische und die portugiesische Regierung alsbald in
Verhandlungen über die Verbindung der beiderseitigen
Telegraphenlinien. Am 18. Jannar 1912
zwischen ihnen eine Konvention (vgl. Louwess, S. 1416)
über die Verbindung von Noki mit Matadi ge-
schlossen, und am 18. Juli 1912 wurde die Linie feierlich
dem Verkehr übergeben. Eine hauptsächlich die Ge-
bührenfrage regelnde Zusatzakte vom 3. Dezember 1913
war vor dem Kriege wabrscheinlich noch nicht ralifiziert
worden; ebenso hatte die am 18. Oktober 1913 zu
Lissabon zwischen Belgien und Portugal geschlossene
Konvention, die Linie Noki — Matadi auch dem
Telephonverkehr zugänglich zu machen, vor Kriegs-
ausbruch noch nicht die Ratifikation erhalten.
Mit dem Verbindungsstück Matadi —Noli hatte
der belgische Kongo zwar eince ebenfalls mit den
Mängeln afrikanischer Uberlandtelegraphen behaftete,
aber als Ergänzung der französischen Linie doch sehr
wesentliche zweite Verbindung mit Europa bekommen.
Sie hatte zudem eine sofortige nicht Merhebliche Er-
mäßigung der Gebühr zur Folge. Artikel 10 a des
Etatsvoranschlages für 1914 sah 15.000 Fr. für die
Vergütung für die libermittlung von Telegrammen an
Angola vor.
Den Bewerbungen fremdländischer Unternehmungen
gegenüber, in der Kongomündung selbst ein Kabel an-
landen zu dürfen, hatte sich die belgische Regierung
trotzdem zunächst ablehnend verhalten. Zum großen
Teil mag dabei politisches Mißtrauen bestimmend ge-
wesen sein, wenn auch nach außen andere Gründe an-
gegeben wurden.
Die französische Regierung hatte bereits im Jahre
1908 der belgischen Regierung mitgeteilt, daß sie die
Legung eines Kabels von Libreville nach Loango
beabsichtigte, und angefragt, ob sich die belgische Re-
gierung an der Fortführung des Kabels von Loango“-
nach Bauana mit einem Zuschuß beteiligen wolle.
Die belgische Regierung behandelte die Anfrage zu-
nächst dilatorisch und lehnte schließlich 1910 die An-
frage ganz ab mit der Begründung, daß sie bereits
mit der portugiesischen Regierung wegen des Baues
einer Telegraphenlinie Kabinda — Banana ver-
handelt habe und das Ergebnis dieser Verhandlung
abwarten müsse. Die Verhandlungen mit Portugal
wurden dann durch die Revolution im Jahre 1910
unterbrochen und später, da Kabinda Anschluß an
die französische Linie erhalten haite, nicht wieder auf-
genommen. Im Jahre 1911 ernenerte die französische
Regierung ihre Anfrage und ebenso ersuchte im August
1911 die deutsche Regierung um die Erlaubnis zur
Landung eines Kabels in Banana nach. Die deutsch-
südamerikanische Telegraphengesellschaft wollte das ge-
plante Kabel Monrovia—Duala —Deutsch-Süd-
westafrika auch im Kongo landen lassen. Frank-