Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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deutschen Farmen ded Begirks ausguplündern und 
die deutschen Farmer zu ermorden: Frauen schleppten 
sie mit. Gegen sie mußten nun auch Truppen entfaltet 
werden. Dem Hauptmann Graf Saurma wurde 
die auf dem Marsch nach Karibib unweit Windhuk 
rastende 5. Reserve- Kompagnie und die 4. Ersatz-- 
Kompagnie, eine Fußkompagnie, aus den die Be- 
satzung Windhuks bildenden, meist überhaupt nicht 
felddienstfähigen Leuten bestehend, unterstellt und er 
erhielt den Befehl, die Bastards zu verfolgen und 
iie der westlich der Bahn über Maltahöhe zurück- 
gehenden Abteilung des Hauptmanns Heusel (4. Re- 
serve-Kompagnic und halbe Batterie v. Lichtren- 
stern) entgegenzutreiben. Die beiden #bteilungen 
vereinigten sich auch tatsächlich, schlugen die Mörder 
friedlicher Farmer auf weiten Märschen durch wildes 
Gebirgsland mehrere Male gründlich und brachten 
ihnen große Verlusic an waffenführenden Männern 
und vor allem an Vieh und Besitz (Ochsenwagen) 
bei. Durch die Aktion des Grafen Saurma wurde 
gleichgeitig die Bahn für den Rückzug der Abteilung 
v. Kleist und besonders die letzten Transporte von 
Rriegsmaterial aus dem Süden freigehalten. Die 
Abteilung v. Kleist gelangte glücklich nach Windhuk, 
von wo sie auf Befehl mit der Bahn nach Okahandja 
geschafft wurde, um dann von dort die Vereinigung 
mit den Truppenteilen des rechten Flügels anzu- 
streben. Doch darüber weiter unten. 
Graf Saurma, dem auch Hensel unterstand, 
blieb einstweilen noch im Bastardland, weil mehrere 
ausgesandte Patrouillen ihn nicht zu finden ver- 
mochten. Der Befehl, ebenfalls, und zwar mit Kleist, 
über Windhnuk zurückzugehen, ist ihm nicht über- 
mittelt worden. Außerdem weilte im Süden oder 
vielmehr Südosten die 7. aktive Kompagnie (Kamel- 
kompagnie). Sie bog weit östlich aus, rollte kleinere 
Stationen auf und gelangte, wie übrigens später 
auch Graf Saurma, schließlich durch das Saudfeld, 
oft in weitem Logen um Windhnk ausholend, zum 
Gros der Tru 
Mittlerweile- hatte nun der Gegner, von der 
Swakopmundbasis vorgehend, am 28. Februar bei 
Felseneck am Swakop das Lager der Küstenschutz- 
kompagnie an einem sehr nebligen Morgen über- 
sallen, und zwar während ein Teil der Kompagnie 
unterwegs war, um aufzuklären. Unsere Verluste 
waren unbedeutend, die Kompagnie wurde is nach 
Stinkbank zurückgenommen. Die 2. z. Feld- 
kompagnie sowie die 1. Batteric, bheun bon der 
Expedition nach Angola zurückgelehrt war, wurden 
zur Unterstützung der bereits bei Riet stehenden 
Truppen herangezogen. Zwischen Otavibahn und 
Swakop wurde bei Pforte, Jakalswater und Riet 
einc Stellung besetzt, die zur Verschleierung dienen 
sollte, aber naturgemäß einem ernsteren Angriff des 
Gegners nicht widerstehen konnte. Den Befehl über 
alle Truppen hatte Major Wehle. Außzerordentlich 
schwierig war die Versorgung der Truppen mit 
Wasser und Proviant, da alle Sendungen anßerhalb 
des Swakop durch eine kleine Feldbahn mit dem 
Notwendigsten versehen werden mußten. 
Eine weitere Verstärkung durch jene Truppen, 
die auf ihrem Rückmarsch von Kakamas bis na 
Johann-Albrechtshöhe gekommen waren, erreichte die 
Stellung nicht mehr rechtzeitig, da der Gegner be- 
reits am 20. angriff. Das geschah mit ungeheurer 
Ubermacht — nach einigen Aussagen mit 7000 bis 
8000 Mann und fünf Batterien (gegen höchstens 
360 Gewehre, vier moderne, sechs veraltete Ge- 
schütze und sechs Maschinengewehre, postiert zwischen 
Riet und Pforte). Das vorzügliche Pferdematerial 
  
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bestattete dem Feind, von seiner Basis am Swakop 
ei Husab und Heigamkab bei dickem Nebel nachts 
in großem Bogen nordwärts ausholend mit starker 
Macht die Stellung zu umgehen. Es gelang ihm, 
die Pfortestellung, von der 6. Kompagnie und einer 
halben Batterie besetzt, abzuschneiden und, nachdem 
die Artillerie zusammengeschossen war, nach schwerem 
Gefecht zur Kapitulation zu zwingen. Der Angriff 
auf Jakalswater und Riet mißlang trotz zwanzig- 
facher Ubermacht. Jedoch mußte die Stellung bei 
Riet —Jakalswater geräumt werden, und damit 
hatte der Gegner praktisch den Namibgürtel von 
Swakopmund aus überwunden. 
lm dem Hauptkriegsplan gerecht zu werden, 
d. h. um möglichst lange im Feld bleiben zu können, 
hatte unsere Führung schon vorher beschlossen, die 
Truppen nicht an Windhnk zu binden, sondern längs 
der Otavibahn, dem Gegner möglichst viel Abbruch 
tnend, seinen Vormarsch verzögernd, zurückzugehen. 
Daher galt es jetzt, möglichst rasch und mit allen 
Truppenmilen die Lebensaer der Otavibahn zu er- 
reichen. Wie schon vorher gesagt, wurde die Ab- 
teilung v. Kleist von Okahandja aus mit Fußzmarsch 
gegen den Waterberg zu dirigierr. Sie sollte langsam 
und, wenn nötig. unter Widerstand dorthin zurück- 
gehen. Ihr Auftrag war die Sicherung der Otavi- 
ahn gegen einen Vorstoß von Okahandja aus. Alle 
Kriegsvorräte wurden von Windhuk über Karibib 
mit der Bahn oder von Okahandja mit Wagentraus- 
pvorten nach Tsumeb abgeschoben. Der Gouverneur 
verließ mit dem Verwaltungsapparat Windhuk und 
ging nach Grootfontein. Das rollende Material der 
Kapspurbahn konnte jedoch nicht mehr weitergeschafft 
werden. Die Lokomotiven wurden, als sie nicht 
mehr Verwendung fanden, unbrauchbar gemacht. 
Nach dem Gefecht von Jakalswater blieb der 
Gegner zwar in den gewonnenen Stellungen liegen, 
baute aber sehr eifrig an der Otavibahn weiter. 
Um ihm zu zeigen, daß die Offensiokraft der Truppe 
noch nicht erlahmt sei, und um ihn zur Entfaltung 
möglichst starker Kräfte an der Otavibahn zu zwingen, 
ferner um einen Durchstoß nach Windhuk vor Voll- 
endung des Stellungswechsels der Truppe zu ver- 
bindern, wurde am 26. April auf die Bauspitze bei 
Treckkoppje an der Otavibahn der Angriff befohlen. 
Fliegermeldungen gaben die erste Grundlage zu 
diesem Entschluß. Der Angriff wurde von der ge- 
samten Abteilung Ritter (fünf Kompagnien, drei 
Batterien) unternommen. Wie sich zeinte. hatte aber 
der Feind den Anmarsch bcobachtet, Verflärkungen 
herangezogen und sich stark verschangt. Da auch 
noch während des Gefechts mit der Bahn und den 
Panzerautos Hilfe für den Gegner eintraf, brach 
Major Ritter den Kampf nach einigen Stunden ab. 
Seine Reiter zogen in vollster Ordnung unter den 
Schrapnell-Abschiedsgrüßen des Feindes ab. Die 
Abteilungen Ritter und Bauszus sicherten jetzt eine 
Linie, die sich von Spitzkoppje im Norden über Ebony 
und Ubib bis zum Swakop hingog. Major Bauszus 
trieb die ihm unterstellte 3. Kompannie am 26. April, 
zur gleichen Zeit, als Major Ritter Treckkoppjc an- 
griff, zur Aufklärung den Swakop abwärts gegen 
Salem vor. Die Erkundung stellte die Anwesenheit 
des Gegners dort fest. Dieser entfaltete jetzt seinerseits 
lebhaftere Tätigkeit am Swakop. Er schickte stärkere 
Patronillen in der Richtung auf Otjimbingwe 
vor. Seine überlegenen Kräfte ariffen die 3. Kom- 
pagnie am 30. April in diesem Ort an. Nur ein 
Durchbruch nach allen Seiten rettete die kleine 
Truppe. Das Erscheinen des Feindes südlich Karibib 
am Swakop ließ erkennen, daß er beabsichtigte, von
	        
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