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auch sein möge, das Eine steht jedenfalls fest,
daß in jüngster Zeit die Gegend von Ngaundere
JZeuge einer äußerst lebhaften Eruptionstätigkeit
war, als deren letzte Erscheinung wohl die kohlen-
sauren Mineralquellen anzusehen sind.
Die Untersuchungen des Wassers konnte ich
nmur mit den primitivsten Hilfsmitteln vornehmen,
und anßerdem sind meine Notizen noch dem Krieg
zum Opfer gefallen. Als Hauptbestandteil fand
ich kohlensauren Kalk. Soweit ich mich erinnern
kann, schwankte der Gehalt an CaC. in den
verschiedenen Quellwassern zwischen 1 und
0,5 v. PH. Auch Chlornatrium, dem ja die Quellen
ihren bisherigen Namen als Salzquellen verdanken,
konnte nachgewiesen werden. Jedoch ist das Stein-
salz stets im Verhältnis zum Kalziumkarbonat nur
sehr untergeordnet als mehr nebensächlicher Be-
standteil vorhanden. Von sonstigen Bestandteilen
ließen sich nachweisen: Fe, A#g, K, CI, COg
Die Feststellung des hohen Kalkgehalts er-
llärt mit einem Male den Heißhunger, mit dem
sich die Rinderherden schon von weitem brüllend
und sich in Galopp setzend auf die Wassertröge
stürzen. Sic wittern das für ihre Erhaltung und
Fortpflanzung wichtigste Nahrungsmittel. Nach
der bisherigen landläufigen Kamernner Ansicht
wäre es nur der Hunger nach Salz, also nach
einem Reizmittel, aber nicht nach Kalk, also einem
Nährmittel, gewesen, der den Tieren so behagte.
Nan hat also den Wert der Quellen im Lande
selbst bisher noch unterschätzt. Der Glaube der
Fulbes, daß die Tränkung ihres Viehes an den
Heilquellen unbedingt nötig zur rationellen Vieh-
lucht sei, dürfte nur gar zu wahr sein. Ich
glaube, daß das Ngaunderevieh nicht nur seine
prachtvolle Entwicklung, sondern überhaupt seine
Eistenz den Quellen verdankt.
Eine gewisse Bestätigung dieser Annahme bietet
die Tatsache, daß die Viehzucht gerade in einem
solchen Umkreis von den Quellen betrieben wird,
als es möglich ist, die Tiere in gewissen Ab-
länden zur Tränke zu führen. Interessant ist es,
daß nomadisierende Borroros ihre Herden auf
den Lavaströmen des Ngau Mbum ins Mberretal
hiabtreiben, wo sich auch eine für Adamauna ab-
wechslungsreiche Enklave befindet. Denn dort
neten neben Graniten und Gneisen Basaltdecken,
Lagelstußschichten und jüngere Flußschotter auf.
Wird man auch im allgemeinen mehr zu der An-
scht neigen, daß die Nomaden in das Mberretal
sehen, weil dort infolge größerer Feuchtigkeit
stischeres Gras als auf den Hochflächen wächst,
ist es doch immerhin eigenartig, daß sie gerade
6s Mberretal bevorzugen, während sie in anderen,
Cen äußeren Anschein nach ähnlichen, dem geo-
neicen Aufban nach aber eintönigen Tälern
ackt anzutreffen sind. Ich glaube überhaupt, daß
nan die Einwirkung der Gebirge und Terrain=
swierigkeiten, die scheinbar einer weiteren Aus-
breitung der Nomaden nach Süden im Wege
standen, häufsig recht überschätzt. Nicht deshalb
besteht in diesen Gebieten keine Großviehzucht,
weil der Fulbe nicht dorthin kam, sondern der
Fulbe unterwarf sich diese Gegenden, die er ja
auf Sklavenjagden und Raubzügen zur Genüge
kennen gelernt hatte, darum nicht, weil sie nicht
imstande waren, sein Bieh zu ernähren und für
ihn nicht wertvoll geung zur Besitzergreifung waren.
Die Annahme, daß ohne die Kalkquellen eine
Rindviehzucht im Nganndere-Bezirk kaum möglich
wärc, wird verstärkt durch das Versagen der
Pferdezucht. Denn die Pferde weigern sich, das
Quellwasser zum Saufen anzunehmen, auf das
sich die Rinder mit ganz auffallender Freude
stürzen. So sind die jungen Füllen zum Ver-
enden an Knochenerweichung verurteilt, weil ihnen
der nötige Kalk fehlt, während neben ihnen die
Kälber aufs prächtigste gedeihen. Dies könnte
ja nun daran liegen, daß die Pferde in der
Wachstumszeit bedentend mehr Kalk gebrauchen
als die Rinder. Das scheint mir aber nicht der
Fall zu sein. Denn in Nordadamana findet man
neben einer Rinderzucht, die an diejenige Ngaun-
deres nicht heranreicht, häufig eine sehr gute
Pferdezucht entwickelt. So neige ich der Ansicht
zu, daß das Scheitern der Pferdezucht in Ngaun-
dere vor allem darauf zurückzuführen ist, daß die
Pferde sich weigern, das Wasser der Tränkquellen
anzunehmen.
Die Gründe dieser Scheun können nun ver-
schieden sein. Es wäre möglich, daß das Mineral=
wasser zu stark konzentriert ist, entweder an Koh-
lensäure oder an Kalk, so daß die Pferde sich
scheuen, es anzunehmen. Allerdings dürfte dies
kaum der wahre Grund für das eigenartige Ver-
halten der Pferde sein. Denn sie fressen ja sonst
mit großer Vorliebe das im Sudan viel gehandelte
sogenannte Tschadseesalz, das bisweilen Lagen von
Arragonit in sich schließt. Immerhin könnte sich
vielleicht ein Versuch lohnen, indem man den
Tieren stark verdünntes Mineralwasser zu trinken
gibt. Natürlich müßte dann die Zahl der Trän-
kungen proportional der Verdünnung vermehrt
werden. Ich glaube jedoch, daß die Pferde nicht
vor der Konzentralion der mineralischen Lösungen,
sondern vielmehr vor den Vernnreinigungen, die
ja das ganze Wasser trüben und ihm einen stinken-
den Geruch erteilen, zurückschrecken. Die Ver-
unreinigungen stammen von den Exkrementen der
Rinder her. Das Wasser reagiert stark ammonia-
kalisch. Da die Quellen wohl zum mindesten
seit Jahrzehnten benutzt und täglich Tausende von
Rindern dort getränkt werden, so ist es klar, daß
im Laufe der Zeit der ganze Flußschotter verseucht
worden ist. Dazu kommt noch, daß die Einge-
borenen in der zisternenartigen Quellöffnung bis
zum Bauche im Wasser stehen, das sie mit Schöpf-
eimern in die hölzernen Tränktröge füllen. So