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Träger zu verdingen, wenn sie wissen, daß es durch
wildreiche Gegenden geht. An Orten mit lebhaftem
Schlachtviehantrieb setzt eine vermehrte Ackerbautätig-
keit der Anwohner ein; die Möglichkeit, Fleisch zu er-
werben, bewirkt also eine erhche Anbaufläche. Hat
der Eingeborene, besonders wenn er in die regelmäßige
Tätigkeit des europäischen Betriebes eingespannt ist,
die Möglichkeit, Fleisch zu kaufen, so wird er in erster
Linie dafür seine Geldmittel verwenden unter Hint-
ansetzung der kindischen Vorliebe des Bantu für euro-
päischen Tand. Pflanzungen mit gut unterhaltenem
Fleischmarkt in der Nähe werden daher nie über Ar-
beitermangel zu klagen haben. (Es soll hier gleich
die Frage angeschnitten werden, ob nicht die euro-
päischen Betriebe, in denen der Neger Tag für Tag
die ihm ungewohnke regelmätige Arbeit verrichten
muß, anzuhalten wären, im Interesse der Gesund-
erhaltung des Arbeiters ein bestimmtes Mindestmaß
an Fleisch in der Woche auszuwerfen.
Aus dem Angeführten ist ersichtlich, wie stark das
Bedürfnis nach tierischem Eiweiß den Eingeborenen
beherrscht, wie durch das Angebot von Fleisch das
körperliche Gedeihen und seine Widerstandskraft ge-
fördert und seine Arbeitswilligkeit und Produktions-
fähigkeit gesteigert werden, und daß der Besitz von
Milchtieren eine gesündere Ingendernährung sichert.
Gründe genng, die für eine weitestgehende Förderung
der Tierzucht der Eingeborenen sprechen.
Die Bedentung der Biehhaltung allgemein
für das Schutzgebiet.
Obwohl im Vorhergehenden ganz allgemein von
dem günstigen Einfluß der Tierzucht auf die Ein-
geborenen selbst die Rede war, wurde doch als Folge
schon ihre Rückwirkung auf die so wichtige Arbeiter-
gestellung und die Erhöhung der Ergeugung von Boden-
werten hingewiesen.
Für die Wirtschaft des Schutzgebietes vermag nun
der tierische Dünger eine große Rolle zu spielen —
wenn man auch da, wie es von fachmännischer Seite
geschehen, nicht verallgemeinern darf. großen
Herden der Steppenvölker, welche in offenen HKralen
gehalten werden, liefern in der großen Hitze ein
schnupftabakartiges Pulver, das natürlich nicht als
Dünger ausgenutzt werden kann. Es liegt bei den
vorhandenen großen Flächen gar kein Bedürfnis nach
Düngerverwertung vor, anderseits brauchen wir gerade
die extensive Form der Tierhaltung im Kampf gegen
die Tsetse, wie weiter unten angeführt werden soll.
Anders liegt die Frage bei den Gebirgsvölkern
und den Besitzern kleiner Herden in dicht besiedelten
Gegenden. Ich habe in einer Sonderarbeit betont,
daß in Ostafrika unter diesen Umständen der Dung
des Viehs ausgenutzt wird und die Tiere zu diesem
zweck im Außenraum der Hütte gehalten werden
(Wahayat oder in Ställen (Temben der Wachagga)
oder sogar völlige Stallhaltung mit der ausgesprochenen
Absicht der Dunggewinnung durchgeführt wird (Wa-
karraf. Diesen reihen sich in Togo die Kabre und die
seßhhaften Fulbe an: erstere legen Dunggruben an
in der Nähe der engen Höfe, in denen sie die Rinder
halten, letztere haben die Felder in der unmittelbaren
Nähe des Krals. Den Diuinger schaffen sie jeden
Morgen auf die Felder.
Die planmäßige Verwendung des Düngers durch
die bergbewohnenden Stämme ist für die Wirtschaft
des Schutzgebietes von großer Wichtigkeit, da damit
die vom Eingeborenen benötigte und von ihm durch
Abbrennen des Waldes erzielte Anbaufläche geringer
wird, und damit der Wälderverwüstung Einhalt getan
werden könnte. Dieser Übergang zur intensiven Wirt-
schaft wäre nicht schwer durchzuführen, da der Dünger
in den bewaldeten feuchten Bergen gut zu reisen vermag.
Jedenfalls ist die Frage wegen der Wald= und
Wasserwirtschaft wichtig genug, einer Prüfung durch
afrikanisch erfahrene Forstleute und Landwirte unter-
zogen zu werden, da bisher wenig Erfolge erzielt
wurden durch Verordnungen, wie durch Verpflanzen
der Gebirgsstämme in die Ebene, wo sie der Malaria
und anderen Krankheiten erliegen.
Es soll nun nicht etwa der Ansammlung von
Riesenherden in den Bergen das Wort geredet werden,
da die große Rinderherde ein Wälderverwüster ist.
Die Verteilung der Viehbestände nach groß jügigen
wirtschaftspolitischen und veterinärpolizeilichen Grund=
sätzen ist eben nicht der unwichtigste Zweig der züchte-
rischen Seite der tierärztlichen Tätigkeit in den Kolonien.
Einc wichtige Rolle in der kolonialen Wirtschaft
kann das Rind als Zug= und Lasttier spielen, wie die
rasche Entwicklung des Kilimandscharo und Mern ver-
mitiels des Burenwagens gezeigt hat. Damit werden
Träger für andere Arbeiten frei, und der Anbau
mancher Erzeugnisse wird infolge der niedrigeren Säßze
des Wagenverkehrs ermöglicht. Natürlich gilt das Ge-
sagte nur für kurzge Strecken, für Entfernungen über
200 km dürfte schon die Bahn wirtschaftlicher sein.
Der Beförderungsdienst durch Rinder hat das Bedenk-
liche, daß er leicht Rinderseuchen zu verbreiten vermag.
Ehe also ein derartiger Frachtdienst eingerichtet wird,
sind tierärztliche Maßnahmen zu treffen, daß das
Standvieh nicht mit den Zugrindern in Berührung
kommt. Für Zugrinder sind eigene Weiden, Tränken
und Rastplätze einzurichten und einzuzännen. Sie sind
durch Brand zu zeichnen, damit sie nicht gegen Stand-
vieh eingetanscht werden können. Schließlich muß die
Möglichkeit ständiger tierärztlicher Uberwachung vor-
banben h se in
ordtogo wic im ganzen Sudan findet man
das als Tragtier häufiger als den Esel. Diesem
voraus hat es den geräumigeren Schritt und die Ver-
wendung des Fleisches bei Notschlachtung. Schätzungs-
weise trägt es 150 kg.
Für die Seuchenverbreitung ist das Tragtier noch
gefährlicher als das Zugrind, da es nicht an die breite
Straße gebunden ist und damit seine Überwachung
einc weit schwierigere ist.
Mit der Heranziehung des Rindes zur Pfluf4
kultur wird es noch gute Weile haben. Ich sa
Uganda vorzügliche Pflangungen aus Hackkultur Lu--
stehen, während die Pflüge unter einem Schubdach
rosteten und die von den Englindern eingebrachten
Ochsen friedlich weideten. Auch in Togo hat die Ein-
führung der Pflugkultur trotz (eroältüer Ausbildung
der Schüler weiter keine Erfolge gezeitigt. Ob man
sie nach allem nicht trotzdem wieder als „ unumgäng-
lich notwendig“ begeichnen wird, obwohl auch die
europäischen Pflangungen fast alle mit Hackkultur
arbeiteten! —
Nächst dem NRind ist die r Ziege die wichtigste Ein-
geborenen-Tierkultur. Da die Ziege der Tsectse-An-
steckung nicht erliegt, ist sie von für die Fleisch-
erzeugung im Tsetsebusch. An der Ostküste hat ihr
Fleisch den Höchstpreis, da Inder, Araber, Suaheli
ihm vor anderem den Vorzug geben. Die Massai er-
nähren ihre Kinder mit Ziegenmilch; bei vielen Ge-
birgsstämmen ist die Ziege die Kuh des kleinen Mannes.
In Togo behaupten die Eingeborenen, daß durch den
Genuß der Ziegenmilch schwere Krankheiten hervor-
gerufen würden. Ob die dortige Ziege Maltafieber
verbreitet, konnte ich nicht feststellen. Zu bemerken ist
allerdings, daß den dortigen Eingeborenen der Genuß