Vom krieg in den Schutzgebieten.
„(Denschlchheit“ und Kriegsgefangenen-
Bbehandlung beim Feinde.
(Aus den Kämpfen um Kamerun.)
Alphons Herrmann, Mitglied der katholischen
Mission in Duala, trat bei Kriegsausbruch als
Kriegsfreiwilliger in die Schutztruppe für
Kamerun ein. Die vorhandenen Unisormen
reichten nicht aus; so erhielt Herrmann als
Zeichen seiner Zugehörigkeit zur Schutztruppe einen
silbernen fliegenden Adler und eine schwarz-weiß-
rot geflochtene Schnur, die er sich an der Mütze
und am linken Arm befestigte.
Herrmann wurde am 8. Angust 1914 zum
Führer des der katholischen Mission gehörigen,
in den Dienst der Schutztruppe eingestellten Motor-
schiffes „Regina“ bestimmt, mit dem er den
Engländern viel zu schaffen machte.
Am 19. September 1914 unternahm die
„Regina“ einen Torpedoangriff auf enuglische
Kriegsschiffe, geriet jedoch in einen Hinterhalt, da
Eingeborenenspione das Unternehmen den Eng-
ländern verraten hatten. Unter dem Kreuzfeuer
zweier englischer Kanonenboote explodierte der
Benzintank des Motors, und die „Regina“ geriet
in Brand. Trotz der deutlich erkannten Katastrophe
feuerten die Engländer auf 80 Meter Entfernung
mit Geschützen und Maschinengewehren weiter.
Nachdem die „Regina“ die weiße Flagge ge-
hiht hatte, kam ein englisches Kanonenboot in
langsamster Fahrt heran und ließ den Führer und
swei Europäer des Schiffskommandos übersteigen.
Die übrige Besatzung — sowohl Europäer wie
Farbige — ließen die Engländer auf der
brennenden „Regina“"“ zurück.
Als Herrmann als derjenige erkannt worden
war, der den Engländern vorher soviel zugesetzt
hatte, befahl ihm der englische Schiffskommandant,
sich unter das Buggeschütz zu setzen, aus dem er
dann noch eine Zeitlang auf die brennende
„Regina“ feuern ließ.
Nachdem das Feuern eingestellt war, erhielt
Herrmann den Befehl, nach der „Regina“, die
jeden Augenblick in die Luft fliegen konnte, zurück-
zurudern und den Brand zu löschen. Herrmann
fuhr hin und meldete bei seiner Rückkehr, der
Befehl sei unausführbar gewesen. 6
Darauf befahl ihm der englische Kommandeur
wieder, unter dem Buggeschütz Platz zu nehmen,
und ließ auf die „Regina“ weiterfeuern, ohne
sie indes zum Sinken bringen zu können. Die
„Regina“ brannte vollständig aus; das Wrack
wurde später versenkt.
Von dem Kanonenboot kam Herrmann an
Bord des englischen Schiffes „Cumberland"“,
wo er von einem aus fünf englischen Offizieren
bestehenden Gericht verhört wurde. Nach der
Untersuchung eröffnete ihm einer der Offiziere,
daß er zum Tode verurteilt worden sei und am
nächsten Tage erschossen werden würde. Der
einzige Zweck dieser Mitteilung war, Herrmann
in Todesangst zu versetzen; denn ein Grund für
die Verhängung der Todesstrafe, die auch nicht
vollstreckt wurde, lag nicht vor.
Herrmann wurde später dem französischen
Dampfer „Elmina“ Übergeben. Hier wurde er
ohne Angabe irgendwelchen Grundes zunächst an
Händen und Füßen in Eisen gelegt, später
gefesselt in einer vergitterten Kabine untergebracht.
Die „Elmina“ landete in Kotonon; selbst
beim Verlassen des Schiffes wurden dem Herr-
mann seine Fesseln nicht abgenommen; er
wurde vielmehr mit einem Kran ausgebootet.
Beim Marsch durch Kotonon wurde er zwar
von den Fuffesseln befreit, diese wurden ihm
aber von einem englischen Sergeanten hocherhoben
vorangetragen. Weiße und farbige Zuschauer
hatten ihr Ergötzen.
Herrmann wurde in Kotonou ins Zucht-
haus geworfen, wo Unterkunft und Verpflegung
jeder Beschreibung spotteten. Sein Vorgesetzter
war ein schwarzer Zuchthausdirektor. Seine Bitte,
in der nahen Kirche am Sonntagsgottesdienst
teilzunehmen, wurde ihm abgeschlagen. Daß ihm
bei der Gefangennahme sein wertvolles Zeiß-
Marineglas von einem englischen Offizier weg-
genommen wurde, sei nebenher erwähnt.
Körperlich und seelisch vollkommen gebrochen,
wurde Herrmann schließlich nach Frankreich ge-