Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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des protestantischen Anteils der Nationalspende, 
die zum Regierungsjubiläum Seiner Majestät des 
Kaisers für die Mission in den deutschen Schutz- 
gebieten von beiden Konfessionen gesammelt war. 
Unter den in unseren Schutzgebieten wirkenden 
Missionen ist die bereits erwähnte Mission der 
Brüdergemeine mit dem Sitz in Herrnhut 
weitaus die älteste. Sie begann bereits 1732 
eine ausgedehnte Missionstätigkeit in fast allen 
Erdteilen. Die Arbeit in unseren üÜberseeischen 
Besitzungen hat sie allerdings erst 1891 auf- 
genommen, und zwar im südwestlichen und im 
mittleren Deutsch-Ostafrika. 1815 folgte ihr die 
Baseler Missionsgesellschaft, die ihren Sitz 
zwar, wie schon der Name besagt, in der Schweiz 
hat, ihre Förderung aber, wie auch ihre Missionare 
selbst, überwiegend aus süddeutschen Missionskreisen 
erhält. Sie unterhält seit 1886 ein sehr be- 
deutendes Missionswerk in Kamerun und ist seit 
1913 auch in Togo tätig. Die 1824 gegründete 
Berliner Missionsgesellschaft hat ein großes 
koloniales Arbeitsfeld seit 1891 im Süden von 
Deutsch-Ostafrika von Daressalam bis zum Nord- 
ende des Nyassasees, und dazu seit 1898 in 
Kiautschon. 
Die 1828 ins Leben gerufene „Rheinische 
Missionsgesellschaft", mit dem Sitze in 
Barmen, arbeitet bereits seit 1842, also lange 
vor der Flaggenhissung in Deutsch-Südwestafrika 
und trat 1886 gleich nach der deutschen Besitz- 
ergreifung auch auf der damals noch gänzlich 
unwirtlichen und unerschlossenen Insel Neuguinca 
(Kaiser-Wilhelmsland) in die Arbeit ein. Die 
1836 gegründete Norddeutsche Missions- 
gesellschaft, die von Bremen aus geleitet wird, 
hat ihre unerschrockenen Glaubensboten bereits 
1847 zu einer westafrikanischen Arbeit entsandt, 
die seit 1859 in das heutige deutsche Togo sich 
ausdehnte, wo sie dann späterhin ihr Haupt- 
arbeitsfeld gefunden hat. Die „Goßnersche 
Missionsgesellschaft“, die das gleiche Ge- 
burtsjahr hat wie die Rheinische und deren 
Sitz sich in Berlin-Friedenan befindet, hat kurz 
vor Kriegsausbruch, 1913, ihre Tätigkeit in 
Zentralkamerun ausgenommen. Ihre gleichalte 
Schwester, die Leipziger Missionsgesellschaft, 
wirkt seit 1893 in Deutsch-Ostafrika, und zwar 
  
am Kilimandjaro und den angrenzenden Berg- 
ländern. Ebenfalls in Deutsch-Ostafrika, in Uha 
und Udjidji, hat sich die in Schleswig-Holstein 
beheimatete und 1877 gegründete Breklumer 
Missionsgesellschaft im Jahre 1912 ein 
Arbeitsfeld gegründet, und in der gleichfalls in 
Deutsch-Ostafrika gelegenen Landschaft Urundi wirkt 
seit 1911 die Neukirchner Missionsgesell- 
schaft vom Jahre 1881, die seit 1886 bereits 
in dem angrenzenden Britisch-Ostafrika gearbeitet 
hatte. Aus der kolonialen Begeisterung selbst ent- 
stand die Deutsch-Ostafrikanische Missions- 
gesellschaft neuerdings mit dem Sitz in Bethel- 
Bielefeld, sie hat schon 1885, erst an der Küste 
und in Usambara, seit 1907 auch in Ruanda die 
Arbeit aufgenommen. Die im bayerischen Franken, 
in Neuendettelsau, ebenfalls 1886 gegründete 
Missionsgesellschaft gleichen Namens wirkt seitdem 
im Südosten von Kais ilhelmsland. Die 1891 ge- 
gründete Missionsgesellschaft der deutschen 
Baptisten, neuerdings in Neuruppin ansässig, 
hat in Kamerun neben der Baseler Mission ihre 
Arbeit aufgenommen. 
In der Südsee, und zwar auf den Ostkarolinen, 
arbeitet seit etwa zwölf Jahren die 1899 ins 
Leben gerufene „Liebenzeller Mission“, die 
dort ein vom „Jugendbund für entschiedenes 
Christentum“" angefangenes Werk weiterführt. 
Endlich ist noch in Deutsch-Ostafrika die Missions- 
gesellschaft der deutschen Adventisten tätig, 
die seit 1903 mit dem Sitze in Hamburg besteht, 
und in Kiautschon seit 1898 noch der Allgemeine 
evangelisch-protestantische Missionsverein 
in Berlin. 
Zu Beginn des Krieges hatten die protestan- 
tischen Missionsgesellschaften einschl. einiger nicht- 
deutscher Missionsarbeiter zusammen 233 Haupt- 
stationen, in denen 346 ordinierte Missionare, 
177 Laien, 12 Arzte und 81 Schwestern tätig 
waren. Die Zahl der getauften Eingeborenen 
betrug 109 349, diejenigen der Taufbewerber 
72397. 
Ich fürchte, daß ich durch Aufzählung der 
einzelnen Missionen Ihre Geduld ungebührlich 
in Anspruch genommen habe. Aber wenn Sie 
von Ihrer Geduld auch etwas haben opfern 
müssen, so ist es ein Dankopfer, denn jede einzelne 
g
	        
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