Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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Zur Hebung der Gesundheit war von der 
Siedelungsleitung das Menschenmögliche getan 
worden, und so war nach Ablauf der ersten 
Monate der Gesundheitszustand der Siedelungs- 
bewohner recht gut. Die peinliche Sauberkeit der 
Anlage, die vom Siedelungshof hinunter bis in 
die kleinste Hütte hinein herrschte, fiel jedem Be- 
sucher sofort auf. Die sämtlichen Quellen waren 
da, wo sie aus den Hügeln heraustraten, in 
Zement gefaßt, so daß eine Verunreinigung des 
Wassers durch Schöpfgefäße oder auf sonstige Weise 
ausgeschlossen war. Die Abortanlagen mit Rauch- 
entwicklung oder unmittelbarer Meerwasserspülung 
wurden aufs peinlichste überwacht. 
Eine Viertelstunde vom Hauptdorfe entfernt, 
abseits auch von den Häusern der Eingeborenen, 
war am Strande ein Hospital eingerichtet, in 
welchem in 4 getrennten Gebäuden über 60 Kranke 
Unterkunft und Pflege finden konnten, und bei 
dem sich täglich die Leichtkranken, meist Leute mit 
kleinen Verletzungen, zur Behandlung einstellten. 
Dort hatte jeder sich der Schutzpockenimpfung 
unterziehen müssen. Der Siedelungsleiter war 
nicht nur der Schöpfer dieser Anlage, sondern er 
war auch zugleich der einzige Arzt aller derer, die 
dort Hilfe suchten. 
Auf dem Gebiete der Gesundheitspflege in 
den Tropen hat kein Kolonialvolk die deutsche 
Nation auch nur annähernd erreicht; und was 
hier in Bakoko, unter den widrigsten Verhältnissen 
mit den beschränktesten Mitteln und bei den ge- 
ringsten Hilfskräften auf diesem Gebiet geleistet 
worden ist, das kann man mit Freuden einem 
jeden als vorbildliche und mustergültige deutsche 
Kulturarbeit zeigen. 
Den getreuesten Mitarbeiter und Gehilfen 
hatten die beiden Deutschen in dem Oberhäupt- 
ling Karl Atangana der Jaundes. Ihm war 
für die Zeit auf Fernando Po die Häuptling- 
schaft über alle nicht mohammedanischen Stämme 
übertragen worden. Wie einst über seine Jaun- 
des, so übte er hier über alle Waldlandleute 
die Gerichtsbarkeit aus als Vorsitzender des Ein- 
geborenen-Schiedsgerichts, das allerdings bei der 
Friedfertigkeit der Siedelungsbewohner nur wenig 
in Tätigkeit zu treten brauchte. Seine über- 
ragende Stellung zeigte sich äußerlich in der 
großzügigen Anlage seines Wohnsitzes, der sich 
stolz aus der Siedlung seines Stammes heraus- 
hob, in dem Umfang seiner Farmen, in seiner 
Kleinviehzucht, in seinem Kannbesitz und seinem 
Fischereibetrieb. 
So bildete die Siedlung Atanganas und 
seiner engeren Sippe den eigentlichen Mittelpunkt 
der ganzen Eingeborenenniederlassung. 
und Schule hatten dort ihren Platz gefunden. 
teilnahmen. 
Kirche. 
  
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Zur Abhaltung des Gottesdienstes besuchten ge- 
legentlich Missionare die Siedlung. Der Schul- 
unterricht wurde von einem farbigen Lehrer an 
etwa 60 Kinder erteilt nach Art der Regierungs- 
schulen in Kamerun. Einen besonderen Lehrgang 
hatte Atangana selbst eingerichtet, für schreib- 
kundige Eingeborene, an dem etwa 300 Leute 
Er bezweckte damit, seinen Lands- 
leuten in ihrer Muttersprache eine Schrift- 
sprache zu schaffen und ihnen das Wesen und 
den Aufbanu der Sprache klar zu machen. Er 
hatte für diesen Unterricht selbst eine ausschließlich 
auf Jaunde abgefaßte, verständliche Grammatik 
geschrieben. 
Der wesentliche Einfluß Atanganas auf seine 
Bolksgenossen beruht indessen nicht auf seiner 
äußeren Machtstellung, sondern darauf, daß er 
bei gründlicher europäischer Bildung und Er- 
ziehung seine Stammesart nicht aufgegeben hat, 
daß er getreue Sohn seines Volkes geblieben ist. 
Seiner Bildung, die sich nicht auf äußere Kennt- 
nisse beschränkt, dankt er die klare Einsicht, daß 
er und seine Volksgenossen einstweilen ohne die 
deutsche Leitung nicht auskommen können, daß 
die deutsche Herrschaft aber auch die sichere Ge- 
währ für eine gesunde geistige und wirtschaftliche 
Entwicklung der Neger bietet. Seine ruhige und 
sichere Lebensauffassung, die er deutscher Zucht 
verdankt, hat ihn vor dem Wahne jener li- 
berianischen Großneger bewahrt, welche meinen, 
daß Freilassungsbriefe und Unabhängigkeitserklä- 
rungen auch die eigene innere Unfreiheit aufheben 
könnten. Als an Antangana einmal einer der vielen 
gedungenen Versucher auf Fernando Po herantrat, 
um ihm vorzuhalten, daß in anderen Kolonien 
die Neger zu größerem Reichtum kämen als ge- 
meiniglich in Kamerun, antwortete er, der selbst 
ein Jahr lang in Deutschland gewesen war, ganz 
ruhig: „Wir haben kein Verlangen danach, 
schwarze Europäer zu werden!“ Niemand weiß 
besser als Atangana, daß seine Stammesgenossen 
die ersten wären, die nach solchen Verlengnern 
ihres eigenen Wesens mit Steinen werfen würden. 
Sie haben noch das gesunde, natürliche Gefühl, 
daß für sie die eigene Art die beste ist, daß man 
diese Eigenart pflegen und ausbilden muß, um 
voranzukommen, daß man sie aber nicht auf- 
geben kann, ohne sich selbst damit aufäugeben. 
Daß die Kameruner Eingeborenen ihrer 
Eigenart treu geblieben und doch kein rohes 
Naturvolk mehr sind, daß sie dafür ihren deut- 
schen Herren gegenüber dankbare und anhängliche 
Gesinnung hegen, dafür legte auch die Siedelung 
in Klein-Bokoko das beste Zeugnis ab. 
Am Ende ist die viel geschmähte deutsche 
Art, die Eingeborenen zu behandeln, doch die 
richtige.
	        
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