Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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von allem Volke verehrt worden, und weil man dafür gehalten, er 
thäte nach seinem Tode noch viele Wunder, ist eine große Wallfahrt 
nach dem Platze gehalten worden. Dabei hat nun die Stadt Dippol- 
diswalde den Anfang genommen und viele Jahre lang als ein offener 
Flecken bestanden. Als derselbe aber unverhofft von Jahr zu Jahr 
zugenommen, die Hölzer zum Teil ausgerodet, das dadurch gewonnene 
Feld bebauet und gute Silberbergwerke angelegt worden waren, aber 
als ein Grenzflecken bei den Kriegszeiten, da die Herzöge und Regenten 
in Böhmen und Markgrafen zu Meißen einander oft bekriegt, großen 
Schaden hat leiden müssen, so hat man zum Schutze gegen die 
eine oder andere feindliche Partei die Stadt zusammengezogen, ordent- 
liche Gassen und den Markt abgeteilet, und diese mit einer starken 
Mauer und hohen Türmen, auch mit einer Zwingermauer und tiefem 
Stadtgraben in der Runde umgeben. Solches ist zu der Zeit geschehen, 
da der Ort unter die Markgrafen zu Meißen gehörte. 
512. Ursprung der Stadt Oederan. 
(Staberoh, Chronik der St. Oederan. 1847. S. 15—17.) 
In früherer Zeit wurde die von Freiberg nach Chemnitz führende 
Straße, besonders in der Gegend, wo jetzt Oederan liegt, von den 
Rittern des Schellenberges und anderen Räubern vielfach beunruhigt. 
Im Jahre 1210 reiste ein Handelsmann aus Uffenheim im 
Frankenlande, mit Namen Sebald Ranius, begleitet von seinem 
Diener nach der Stadt Julin (Wollin) in Pommern. Als beide von 
Chemnitz aus glücklich durch die unsicheren Waldungen bis in die 
Gegend des Wolfsthales gelangt waren, wurden sie von den Räubern 
des Schellenberges überfallen. Nach heftigem Widerstande blieben sie 
auf dem Platze in ihrem Blute liegen, während der Wagen mit den 
Maultieren von den Räubern mitgenommen wurde. Einige herbei- 
kommende Mönche vom Orden der schwarzen Brüder, welche am Aus- 
gange des Wolfsthales, in der Gegend des jetzigen Hospitales bei 
Oederan, eine Kapelle erbaut hatten und für die Klöster zu Flöha 
und Chemnitz Almosen sammelten, kamen bald darauf an die Stelle 
und fanden den Herrn tot, den halbtoten Diener jedoch nahmen sie 
mit und verpflegten ihn. Als derselbe nach einigen Monaten geheilt 
war, reiste er wieder nach Uffenheim zurück. Im folgenden Jahre 
kam die Witwe des erschlagenen Ranius mit dem Diener an den 
Unglücksort, denn sie trug das Verlangen, den Platz zu besuchen, wo 
ihr Eheherr gestorben und begraben war. Sie beschenkte die schwarzen 
  
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