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Elemente zu widerstehen und jeder sah dem Untergange des Schiffes in
nächster Zeit entgegen. Da sank der sonst so mutige Kreuzfahrer in
wilder Verzweiflung auf die Knie und gelobte der heiligen Jungfrau
zu Ebersdorf, daß, wenn sie ihn aus dieser Todesnot befreien und
glücklich in sein Ahnenschloß zurückkehren lassen werde, er ihr ein Schiff-
chen ganz mit gutem Gold gefüllt als Opfer darbringen wolle, und
solle er auch sein ganzes Eigentum dabei aufwenden. Und siehe, fast
augenblicklich legte sich der Sturm, die Wogen glätteten sich und ein
günstiger Wind trieb das Schiff schnell und glücklich in den sichern
Hafen. Der Ritter vergaß aber nach seiner glücklichen Heimkehr sein
Gelübde nicht, er ließ von einem geschickten Künstler ein Schiffchen an-
fertigen, füllte es mit Gold an und hing es zum ewigen Andenken in
der Kirche zu Ebersdorf am Altare der hl. Jungfrau auf. Zwar hat
die Lichtenwalder Gutsherrschaft nach der Reformation sowohl dieses
Gold als auch alle andern Kostbarkeiten und Nutzungen der Kirche an
sich genommen, nachdem sie die Verpflichtung eingegangen war, dieselbe
in allen Baulichkeiten zu unterhalten, ja, sollte sie einmal abbrennen,
ohne Zuthun der Gemeinde und des Kirchenärars aus ihren Mitteln
wieder aufzubauen, allein das Schiffchen ist heute noch zu sehen.
690. Die Geißelsäule in der Schloßkirche zu Chemnitz.
(Richter, Chron. v. Chemnitz I, 1767, S. 85.)
Im Jahre 1738 wurde in der Schloßkirche zu Chemnitz eine
Geißelsäule wieder aufgerichtet, welche einige Jahre da gelegen hatte.
Dieselbe befand sich vorher in dem sogenannten Geißelsaale nahe bei
der Kirche und war aus einem Eichenbaume oder einer Linde gearbeitet.
Die Sage erzählte, daß der Baum unten aus der Erde aufgewachsen
und durchgeführt worden sei. Aus diesem ist nun durch die Bildhauer-
kunst eine Säule zugerichtet und an derselbigen, ohne Zuthun anderen
Holzes, die ganze Geißelung Christi in Lebensgröße im ganzen aus-
gehauen worden. Dieses Kunstwerk haben viele hundert Personen von
Fremden und Einheimischen jährlich zur Sommerzeit beim Spazieren-
gehen ehedem besichtiget.
691. Der Hauptaltar in der Kirche zu Annaberg.
(Ziehnert, Sachsens Volkssagen. Anhang. No. 23.)
Der Hauptaltar in der Annaberger Kirche besteht aus lauter
italienischem und griechischem Marmor und ist von Meister Adolf in
Augsburg verfertigt worden. Man erzählt davon folgende Sage:
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