Full text: Ich suche die Wahrheit!

in die Defenswe drängenden Verträge nicht zustande 
bringen können, wenn nicht im Mai 1906, kurz nach 
dem Abschluß der Konferenz von Algesiras, der verhäng— 
nisvolle Mann Minister der auswärtigen Angelegen-— 
heiten in Rußland geworden wäre, der die Leitung der 
Geschäfte am Palastplatz mit dem Programm übernahm, 
aus dem heraus der Weltkrieg geboren wurde. Ich meine 
Alexander Petrowitsch Iswolski, den die Geschichte den 
„Vater des Weltkrieges“ nennen wird. 
Zwei Monate vor seinem Amtsantritt versammelte 
er in Frankreichs Hauptstadt, wie er selbst in seinen Me- 
moiren erzählt, die in Paris, London und Rom beglau- 
bigken Bolschafker um sich und verabredeke mik ihnen die 
Politik, die er folgerichkig als Minister des Außeren und 
seit 1910 als Botschafter in Paris bis zum Welkkrieg be- 
trieben hak. Ihr Ziel war die Eroberung der Meer= 
engen, die unumschränkte Herrschaft auf dem Balkan 
und die Zerstörung aller Widerstände, die solcher Politik 
im Wege standen. Er fand zwei Jahre vor dem Kriege 
in Poincaré einen Bundesgenossen, der, wie er selbst, ein 
Ziel verfolgke, das nur durch Krieg erreicht werden konnke. 
Die ersten Schritke auf dem Wege zu diesem Ziel 
waren die Verkräge vom zo. Juli und vom 3r. August 
1907, mit denen Rußland seine ostasiatische Politik liqui— 
dierte und sich seinen mächtigsten Feind, Großbritannien, 
zum Freunde machte. Da Jswolski fest entschlossen war, 
den Preis dieser Politik, wenn er sich nicht auf friedlichem 
Wege gewinnen ließe, durch einen Krieg zu erobern, so 
kann man wohl sagen, daß mit seinem Eintritt in die Re- 
gierung des Zarenreiches der Wendepunkt der europäi- 
schen Geschichke erreichk war. Aber diese Geschichke wen- 
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