Behandlung d. schriftlichen Klassenarbeiten b. d. höheren Lehranstalten. 135
nicht die wünschenswerte Sorgfalt verwendet wird. So fehlen in
den vorgelegten Arbeiten häufig Zeichnungen, wo sie zum Verständnis
nötig gewesen wären. Auch sind einzelne Zeichnungen unzweckmäßig,
weil sie das Wesentliche durch Hinzufügen unwesentlicher Einzelheiten
verwirren; andere sonst gute Arbeiten weisen falsche Zeichnungen auf.
Bei den chemischen Arbeiten verdient anerkennend hervorgehoben
zu werden, daß mehrfach biologische und besonders auch geologische
Aufgaben bearbeitet worden sind. Die spezielle Umgebung des Schul-
ortes, die meist der geologischen Unterweisung zum Ausgangspunkte
dient, hat hier und da recht geeigneten Stoff für die schriftliche
Prüfung geliefert.
An den Oberrealschulen soll nach der Reifeprüfungsordnung
von 1901 bei der schriftlichen Prüfung eine Aufgabe aus der Phyfik
oder der Chemie bearbeitet werden. Bei der Einreichung der Auf-
gabenvorschläge sind in den einzelnen Provinzen Ungleichheiten insoweit
hervorgetreten, als bald aus einem dieser Gebiete, bald aus beiden
Fächern Themata eingereicht worden sind. Ich nehme daher Gelegenheit,
mich ausdrücklich damit einverstanden zu erklären, daß dem Königlichen
Kommissar jedesmal nur drei Aufgaben entweder aus der Physik
oder aus der Chemie vorgeschlagen werden. Dem Königlichen Kom-
missar wird es obliegen, für einen angemessenen Wechsel in der Be-
rücksichtigung beider Fächer zu sorgen.
Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten.
Im Auftrag: Köpke.
An
die Königl Provinzialschulkollegien.
UILI898.
Behandlung der schriftlichen Klassenarbeiten
bei den höheren Lehranstalten.
Berlin, den 21. Oktober 1911.
In den Lehrplänen von 1901 ist unter III, 6 Abs. 2 bestimmt,
daß mit aller Entschiedenheit einer einseitigen Wertschätzung des so-
genannten Extemporales entgegenzutreten ist. Trotz dieser Mahnung
werden die vorgeschriebenen schriftlichen Klassenarbeiten noch immer
vielfach als Hauptwertmesser der Leistungen der Schüler behandelt und
so von den Lehrern, den Schülern und den Eltern eingeschätzt. Bei
solcher Auffassung hängt Wohl und Wehe der Schüler von dem Aus-