Und sobald ich pflanzen will,
Pocht das Herz mir, daß ich’'s merke,
Und ein frommes Sprüchlein still
Muß ich beten zu dem Werke:
Schütz’ euch Cott, ihr Reiser schwank,
Mögen unter euern Kronen,
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Und ihr, Enkel, still erfreut,
Mögt ihr dann mein Segnen ahnen,
Wie's mit frommem Dank mich heut
An die Väter will gemahnen!“
Wie verstummend im Gebet
Schwieg der Mann, der tiefergraute,
Rauscht ihr einst den Wald entlang,
Gottesfurcht und Freiheit wohnen!
Klaren Auges, ein Prophet,
Welcher vorwärts, rückwärts schaute.
Segnend auf die Stämmlein rings
Sah ich dann die Händ’ ihn breiten;
Aber in den Wipfeln ging's
Wie ein Gruß aus alten Zeiten. Emanuel Geibel.
91. Ver Wald und seine Bedeutung.
Ob der Wald Bedeutung hat, kann keine Frage sein. Wohin wir
blicken, überall sehen wir Erzeugnisse des Waldes. Unsere Wohnungen,
unsere Geräte, unsere Schiffe, unsere Eisenbahnen, sogar unsere Berg-
werke könnten nicht sein, wenn der Wald nicht wäre. Des Winters Kälte
würden wir erliegen, Nahrungsmittel, für uns erst durch des Feuers Macht
genießbar, würden uns nichts nützen, die Kraft des Dampfes würden wir
nicht kennen, durch sie nicht über Land und Meer fliegen, wenn es keine
Wälder gäbe oder gegeben hätte.
Die Fortschritte der Kultur sind an den Wald gebunden und doch
war die Kultur die größte Feindin des Waldes sie ist es leider hier und da
noch jetzt. Deutschland, vormals mit dichten Eichen= und Buchenwäldern
überdeckt, ist jetzt nur strichweise noch mit schönen Waldungen versehen;
nackte Berge, wüste Ebenen sind da, wo vormals dichte Wälder standen.
Was nützt der Flugsand, was trägt die Heide? Was könnte der Wald,
den man vor grauer Zeit aus Unverstand oder Eigennutz geschlagen, nutzen?
Immer fühlbarer wird der Holzmangel, immer höher steigen die Holzpreise.
Die Steinkohlen und Braunkohlen wachsen nicht nach, die Torfdecke des
Moores vermehrt sich nur langsam; mögen sie auch noch für Tausende von
Jahren Brennstoff liefern, so wird doch diese Quelle einmal versiegen.
Die Waldungen sind mit dem Wohle der Menschheit eng verknüpft,
von ihnen ist zum großen Teile das Klima, die geschützte Lage, die Feuch-
tigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens abhängig. In der Natur greift alles
ineinander, die Stoffe kreisen ohne Unterlaß. Die Pflanze nimmt aus der
Luft Kohlensäure und andere gas= und dunstförmige Produkte, welche
von den Tieren ausgeatmet oder durch die Verwesung in Freiheit gesetzt
werden; sie haucht dagegen Sauerstoff in die Atmosphäre aus. Dieser
Sauerstoff dient den Tieren zum Leben. Der Baum mit seinen grünen
Blättern und jungen Zweigen bietet der Luft eine große aufnehmende
und aushauchende Oberfläche; er bindet den Kohlenstoff der Kohlensäure