Auf den Kriegsschauplätzen 107
griffen, die schon einen Teil des französischen Bodens befreit haben.
Um ihr Vorrücken fortzusetzen, ist es notwendig, daß die Alliierten über
die Lage des Feindes und über seine Absicht wohl unterrichtet werden.
An Euch, die guten Patrioten, die sich inmitten der feindlichen Truppen
befinden, ist es, ihnen diesen Dienst zu erweisen. Ihr habt hier die
Mittel in Händen.
Wenn Ihr Euer Leben wagt, so erinnert Euch der verbündeten Sol-
daten, die das ihrige so großmütig für Eure Befreiung hingaben. Durch
Lieferung von Nachrichten erweist Ihr Eurem Lande einen unschätzbaren
Dienst und Ihr werdet das Ende des Krieges beschleunigen.
Wir werden Euch nach dem Frieden zu belohnen wissen, und Ihr
werdet stets den Stolz genießen, als guter Patriot gehandelt zu haben.“
Körbe mit verendeten Brieftauben wurden in großer Zahl an unbe-
wohnten Stellen hinter der deutschen Front gefunden. Im Dezember
1917 waren es 63, im Januar des letzten Kriegsjahres 41, Ende Mai
desselben Jahres bei einer Armee 45. Diese Zahlen waren nur ein
kleiner Bruchteil der abgeworfenen Brieftauben. Ein großer Teil ist
zweifellos unentdeckt von der Bevölkerung verwendet worden. Fliegende
Brieftauben wurden andauernd beobachtet. So schwer es war, sie abzu-
schießen, so gelang es doch in elf Fällen. Sie alle trugen wichtige mili-
tärische Meldungen in den Federspulen. Dieses nutzbringende System
wurde deshalb im Jahr 1918 vom Gegner ausgebaut. Der Abwurf
erfolgte nicht nur aus Flugzeugen, weil auch dies noch als zu auffällig
betrachtet wurde, sondern durch eine sehr sinnreich konstruierte Abwurf-
vorrichtung an kleinen Freiballons von 5 m Durchmesser. Diese trugen
ein Holzkreuz, an dessen vier Enden je ein Brieftaubenkorb befestigt war.
In der Mitte des Kreuzes befand sich eine Weckuhr, die nach bestimmter
Flugzeit des Ballons die kleinen Fallschirme mit Brieftaubenkorb auto-
matisch auslöste und schließlich die Entleerung des Ballons verursachte.
Damit die aufgefundene Ballonhülle nicht verräterisch wirke, trug die-
selbe die Aufschrift „Deutscher Ballon, kann vernichtet werden“. Später-
hin wurde an Stelle der Weckuhr eine brennende Lunte angebracht, die
das zeitgemäße Abfallen der Brieftauben bewirkte und dann die Ballon-
hülle in Brand setzte.
Jeder Abwurf von Brieftauben diente gleichzeitig dazu, die Bevölke-
rung aufzureizen. Ein derartiger Aufruf vom Juni lo#s# schloß mit
den Worten: „Es wird den Deutschen nicht gelingen, die Macht der