Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

24 Kriegsvorbereitung 
Diese, allein auf sich angewiesen, hatten gleichzeitig unter Leitung des 
Großen Generalstabs in Verbindung mit der Zentralpolizeistelle in 
Straßburg die Bekämpfung der französischen Spionage aufzunehmen. 
Die Bevölkerung, besonders im Elsaß, kam den französischen Be- 
strebungen stark entgegen. Zahlreiche Elsässer wanderten bei Eintritt in 
das wehrpflichtige Alter nach Frankreich aus. Mit deutscher Bildung, 
deutschen Verwandten und Bekannten wurden sie im französischen Nach- 
richtendienst verwendet. Auch zahlreiche französische Offiziere waren in 
deutschen Schulen groß geworden und eigneten sich vortrefflich zu Er- 
kundungen in Deutschland. Eine große Jahl von Jagden war an Fran- 
zosen verpachtet. Hierdurch, wie durch die französischen Besitzer von 
Gütern, Schlössern und Häusern fand eine dauernde starke Anwesenheit 
von Franzosen in den Reichslanden statt, die durch die „Rayon-Gesetze“ 
wenigstens in einem bestimmten Umkreis von den befestigten Plätzen 
ferngehalten waren. Auch waren deutsche Klöster in Elsaß-Lothringen 
von französischen Mutterhäusern abhängig. 
Im Gegensatz zum russischen Nachrichtendienst, der alle Fehler einer 
jungen, weit überspannten und durch fremdes Geld verdorbenen Organi- 
sation aufwies, zeigte der französische bereits damals die Meisterschaft 
seiner ein Jahrhundert langen Erfahrung und zeichnete sich durch eine 
Brutalität aus, die dem Hasse und der politischen Entschlossenheit 
Frankreichs entsprach. Einbrüche bei Behörden und Offizieren waren 
nicht selten, bei denen nachzuweisen war, daß die Werkzeuge vom fran- 
zösischen Spionagedienst geliefert waren. Dieser schreckte auch nicht davor 
zurück, mit Betäubungsmitteln und Gift zu arbeiten. Spione, wie 
sie in Kriminalromanen und Filmstücken auftreten, fanden in dem 
leidenschaftlich betriebenen französischen Nachrichtendienst der Vorkriegs- 
zeit ihre Vorbilder. 
Schon seit 1894 lagen auch Beweise dafür vor, daß der französische 
Nachrichtendienst bei deutschen Heeresangehörigen Fuß gefaßt hatte. Da 
aber nur an der Grenze eine schwache auf Spionageabwehr eingearbeitete 
Polizei verfügbar war, beschränkten sich die Fesistellungen im wesent- 
lichen auf Elsaß-Lothringen, und es gelang nur selten, nachzuweisen, daß 
die französische Spionage bereits das Grenzgebiet übersprungen und im 
Innern Deutschlands Wurzel geschlagen hatte. Aber einige Fälle deckten 
auch dies auf. Als Beispiel dafür, wie weit ausholend der französische 
Generalstab arbeitete, sei nur der Fall des Spezialkommissars Tomps
	        
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