84 Auf den Kriegsschauplätzen
Sie kämpften besonders hartnäckig und sagten als Gefangene ungern
aus. Der Jude schlug sich sehr schlecht, er gab sich leicht gefangen oder
lief über, „um dem Tode zu entrinnen“, und sagte, weil er intelligent
war, gut und, in der Erwartung guter Behandlung, bereitwillig aus.
Die Polen schlugen sich gleichfalls nicht gut, auch sie liefen, besonders
nach der Besetzung Polens, leicht über und stellten, gleichgültig gegen
den Krieg, ihr Wissen zur Verfügung. Dasselbe gilt für die Litauer.
Zäh, widerstandsfähig, deutschfeindlich und verschlossen, wenn nicht ver-
logen, waren die Letten und Esten. Rein militärisch stellten diese beiden
Volksstämme neben Sibirien die besten russischen Soldaten. Die Mo-
hammedaner kämpften treu auf russischer Seite. In Gefangenschaft
zeigten sie sich deutschfreundlich.
Der echt russische Kriegsgefangene zeigte sich für gute Behandlung
empfänglich, und sagte im allgemeinen willig aus, was er wußte. Da er
meist ungebildet war, so war das, was er wußte, nicht viel, und es hatte
meist nur örtlichen Wert. Die russischen Offiziere zeigten sich einschließ-
lich der baltischen treu ihrem Fahneneid. Sie waren von schlichter solda-
tischer Auffassung und verweigerten jede Aussage. Mancher von ihnen
entzog sich, wie der kommandierende General des 2. russischen Armee-
korps Ssamsonow bei Tannenberg, durch Selbstmord der Gefangen-
nahme. Um so tragischer ist das Schicksal, das die russische Revolution
den russischen pflichttreuen Offizieren bereitet hat.
Für eine weitausholende Erkundung im Rücken des Heeres, im In-
nern Rußlands, stand nur der schmale Weg über Schweden und Finn-
land zur Verfügung. Um sich die Schwierigkeiten dieser Erkundung zu
vergegenwärtigen, genügt es, zu bedenken, wie viel Zeit en brauchte, daß
ein Agent auf diesem Wege nach Rußland gelangte und welchen Wert
seine Nachrichten haben konnten, wenn er auf demselben weiten Wege
zurückkehrte. Meist waren sie durch die Ereignisse längst überholt. Um
so größere Bedeutung mußte den Versuchen beigelegt werden, auf tele-
graphischem Wege Nachrichten zu vermitteln. Aber auch dieses Mittel
versagte in dem durchgebildeten Polizeistaat Rußland. Die Schwierig-
keiten der schnellen Nachrichtenübermittlung von der Front konnten auch
nicht behoben werden, als die Kriegslage es erlaubte, die vordersten
Sammelstellen nach Finnland oder im Süden nach der Krim und dem
Kaukasus vorzuverlegen.
Unter diesen Umständen spielte die Spionage auch für die Deutschen