Auf den Kriegsschauplätzen 89
der Nachrichtendienst Frankreichs im Bunde mit den Sozialrevolutio-
nären weiter mit einer Propaganda gegen den für Rußland schmählichen
Frieden von Brest-Litowsk und für Wiederbeginn des Krieges gegen
Deutschland vor. Es gelang dieser Propaganda nicht mehr, ihr Ziel zu
erreichen. Während der militärische Kampf im Westen sich zur Ent-
scheidung zusammenballte, ging er im Osten in einen rein politischen
Machtkampf über. Die bolschewistische Propaganda unter den deutschen
Truppen war gering. Die russischen Machthaber verlegten das Schwer-
gewicht ihrer Propaganda nicht auf den Kriegsschauplatz, sondern in
das deutsche Heimatgebiet. Die Idee des Umsturzes wurde weniger von
der deutschen Ostfront in die Heimat, als von dieser in die Front ge-
tragen.
Der Umsturzversuch der Sozialrevolutionäre mit Hilfe der Entente in
Moskau im Juli 1918, die Ermordung des deutschen Gesandten von
Mirbach und die des deutschen Oberbefehlshabers in der Ukraine,
Generalfeldmarschall von Eichhorn, waren die letzten allgemein erkenn-
baren Akte der Handlung des vor und im Kriege auf eine Beteiligung
Rußlands am Kampf gegen Deutschland hinarbeitenden Nachrichten-
dienstes Frankreichs.
Der Balkan
Der Balkan hat dem deutschen Nachrichtendienst bis zum Herbst 1915
ganz ferngelegen. Erst nachdem die serbische Armee zersprengt und die
Verbindung mit der bulgarischen hergestellt war, fand Mitte November
die erste Zusammenkunft des deutschen Generalstabschefs, General von
Falkenhayn, mit dem bulgarischen, General Schekow, auf serbischem
Boden statt. Ich schloß mich letzterem bei seiner Rückkehr nach Sofia
an, um den Nachrichtendienst auf dem Balkan mit dem deutschen in
Ubereinstimmung zu bringen.
Mit den obersten militärischen Behörden war diese bald hergestellt.
Nach unten stieß die Arbeit aber sehr bald auf das in Bulgarien geltende
„polecka, poleckal“ — Immer langsam, immer langsam! Mit deut-
scher Schnelligkeit konnte dort nicht gearbeitet werden. Eine Beamten-
schaft in deutschem Sinne war dort nicht vorhanden. Die deutschen Be-
amten und Offiziere, im Verkehr mit dem Auslande nicht geschult,
fanden zunächst erhebliche Schwierigkeiten, die aber mit Hilfe der
obersten Behörden überwunden wurden. Die olizei an sich war brauch-