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Evangelischen Frieden zu schließen. Am 23. Juli 1532 kam derselbe
in Nürnberg zu Stande, wobei festgesetzt wurde: „Es solle zwischen
dem Kaiser und allen Ständen des Reichs ein allgemeiner Frieden
sein und keiner den andern des Glaubens wegen beleidigen, sondern
es solle ein jeder dem andern mit christlicher Liebe begegnen bis
zur bevorstehenden Kirchenversammlung.“ So war durch Muth und
Entschlossenheit der Evangelischen wenigstens für jetzt viel erreicht
worden, und wiederum war es der Kurfürst von Sachsen, der durch
seine Standhaftigkeit und Beständigkeit die zagenden Herzen
aufrichtete. Die evangelische Kirche konnte sich für jetzt ungehindert
befestigen, und in der That schlug auch der junge Baum der ge-
reinigten Lehre in den Herzen der Deutschen immer tiefere Wurzeln.
Brausten auch später gewaltige Kriegsstürme daher — der Baum
wurde zwar erschüttert, aber nicht entwurzelt.
b) Tohann des Heständigen Tod (1532).
Zu seiner großen Freude hatte Kurfürst Johann es noch erlebt,
daß die evangelische Kirche wenigstens für jetzt in Frieden bestehen
konnte, aber nur wenig Wochen sollte er diese Freude genießen. Ihm
war ein anderer Friede als Erbtheil bestimmt. Er hatte treu aus-
geharrt bis ans Ende, und er sollte nun mit der Krone des ewigen
Lebens geschmückt werden. Schon im Februar 1532 erkrankte der
Kurfürst in Torgau sehr gefährlich. Er litt nämlich an einem Fuß-
übel und dies wurde mit der Zeit so bösartig, daß ihm eine Zehe
abgelöst werden mußte. Im August begab sich der Kurfürst auf das
Jagdschloß Schweinitz bei Wittenberg, wo er plötzlich vom Schlage
getroffen wurde. Mit Bilitzesschnelle durcheilte diese Trauerkunde
Wittenberg, und Luther begab sich augenblicklich mit Melanchthon
nach Schweinitz. Leider fand er bei seiner Ankunft den Kurfürsten
so schwer erkrankt, daß dieser nicht mehr sprechen konnte. Luther
näherte sich dem Bett, der bereits mit dem Tode kämpfende Kurfürst
erkannte ihn zwar noch und hob beide Hände empor, gab aber bald
darauf seinen Geist auf.
Wie das edle Brüderpaar — Friedrich und Johann —
„holdselig und lieblich im Leben war, so sind sie auch im Tode nicht
geschieden.“ Die irdische Hülle des Kurfürsten fand in der Schloßkirche
zu Wittenberg neben Friedrichs Gruft die letzte Ruhestätte. Heilige
Gefühle tiefer Verehrung erfüllen gewiß das Herz jedes evangelischen
Christen, welcher Gelegenheit hat, die Grabesstätten aufzusuchen, in
welchen dieses edle Brüderpaar, ein Stolz jedes Sachsen, seit länger
als 300 Jahren schlummert. In der Gedächtnißpredigt, welche
Luther über 1. Thess. 4, 13—18 seinem Landesvater hielt, sagte er
unter anderem: „Ach, wie ein so großer Fürst stirbt da so einsam,