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zu arbeiten genöthigt seien, daß ihnen die Schuhe an den Füßen an—
brennten und sie alle Augenblicke befürchten müßten, unter dem ein-
stürzenden Erdreiche zu ersticken.“
Bis auf den heutigen Tag hat das unterirdische Feuer allen
Löschanstalten Trotz geboten. Als das sicherste Gegenmittel hat sich
das Abdämmen bewährt, so daß das Feuer jetzt nicht mehr zu Tage
ausbrennt; nur im Jahre 1849 zeigten sich einmal wieder helle
Flammen. An verschiedenen Stellen raucht die Erde, selbst im
härtesten Winter schmilzt der Schnee und an verschiedenen Stellen fühlt
sich der Erdboden ganz heiß an. Wie groß der angerichtete Schaden
ist, geht daraus hervor, daß das Feuer eine Steinkohlenlage von
120 Meter Tiefe, 530 Meter Länge und 105 Meter Breite zerstört
hat. Seit dem Jahre 1837 hat man sich die Wärme, welche der
Erdboden im Sommer und Winter ausstrahlt, auf eine besondere
Weise zu Nutze gemacht. Bei Planitz bestand nämlich eine Treib—
gärtnerei, in welcher man Jahre lang den schönsten Ananas erbaute.
Durch Benutzung dieser unterirdischen Reichthümer wurde zu
Moritz' Zeiten dem Lande eine neue Segensquelle aufgethan; aber
diesem Fürsten genügte dies noch nicht, er hatte auch die geistige
Bildung seiner Unterthanen und die Verbreitung der Wissenschaften
im Auge. Dafür etwas Bedeutendes zu thun, boten sich ihm die
passendsten Gelegenheiten dar. Durch Aufhebung der Klöster hatte
man nicht blos eine große Anzahl leerer Gebäude, sondern auch ihre
reichen Einnahmen und ihre Schätze gewonnen. Was sollte mit diesen
Gütern und dem Gelde geschehen? Moritz wußte keinen besseren
Gebrauch davon zu machen, als die geringen Gehalte der Geistlichen
und Schullehrer zu verbessern, ferner Krankenhäuser zu errichten und
die schon bestehenden zu vervollkommnen, neue Schulen zu gründen,
für die Studenten in Leipzig Freitische herzustellen und im Jahre
1543 in Meißen, Pforta und Merseburg Gymnasien einzurichten,
welche Anstalten unter dem Namen Fürstenschulen bekannt sind.
Sieben Jahre später, und zwar im Jahre 1550, verlegte Moritz
die Fürstenschule von Merseburg nach Grimma. Ueber 300 Jahre
lang blühen diese Anstalten und es sind in denselben seit jener Zeit
schon Hunderte von Jünglingen zum Besuche der Universität vor-
bereitet worden.
39. Der Schmalkaldische Krieg.
a) Verlängerung des Schmalkaldischen BZundes. Gegenbund. Verhalten
des Herzogs Moritz. Vrichsacht über die Oberhäupter des
Schmalkaldischen Gundes.
JIm Jahre 1531 hatten die meisten evangelischen Fürsten und
die evangelischen Reichsstände, wie Seite 99 erwähnt, in Schmalkalden
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