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Nur allmählich wurde dies besser, und daß dies geschah, dazu
trug auch eine der größten Erfindungen, die Buchdruckerkunst, sehr
viel bei. Gerade in jener Zeit fing sie an, ihren segensreichen Einfluß
allmählich auszuüben. Das Volk konnte sich nun aus nützlichen
Büchern selbst belehren und konnte selbst prüfen und nachdenken. Es
wurde aber auch die höchste Zeit, daß man endlich Gelegenheit fand,
die müßigen Stunden mit edleren Beschäftigungen abzukürzen. Wollte
man sich früher eine Unterhaltung oder ein Vergnügen verschaffen, so
konnte man bis dahin seine freien Stunden nicht durch Lesen lehr—
reicher Schriften oder durch andere unschuldige Zerstreuungen aus-
füllen, und so dürfen wir uns nicht wundern, daß die Sitten jener
Zeit äußerst roh und die Vergnügungen ungemein kostspielig
waren. Man verspielte oft an einem Abende ungemein hohe Summen,
und bei Schmausereien, z. B. bei Kindtaufen und Hochzeiten herrschte
eine Verschwendung, wie sie jetzt kaum mehr vorkommt.
Ambeklagenswerthesten sah es aber damals mit dem abscheulichen
Laster der Trunksucht aus. Da kannte man kein Maß und Ziel,
und wenn sich auch nach dem Jahre 1550 die Sitten und Vergnü-
gungen allmählich etwas verfeinerten, so dauerte es doch noch lange,
ehe dieses für Leib und Seele verderbliche Laster nachließ.
Recht unverständig dachten und handelten damals die Handwerker.
Sie ruhten nicht blos von ihrer Arbeit am Sonntage, als dem Tage
des Herrn, sondern die meisten feierten auch Montags. An diesem
Tage, „blauer Montag“ genannt,) überließen sie sich den wildesten
Vergnügungen und vergeudeten oft an demselben den in der Woche-
vorher sauer verdienten Lohn. Herzog Moritz konnte dieses Unwesen
nicht länger dulden und verhing über diejenigen, welche sich einen
„guten“ Montag machten, eine Geldstrafe. Die meisten unserer Hand-
werker denken jetzt verständiger; sie sehen selbst ein, daß sie bei Träg-
heit und Verschwendung auf keinen grünen Zweig kommen.
Die während der Zeit der Reformation von Luther geschrie-
benen Bücher übten aber noch einen andern Einfluß aus. Jede Sprache
erfährt nämlich in verschiedenen Gegenden mancherlei Abänderungen.
Sie wird z. B. nicht nur verschieden betont, sondern manche ihrer
Wörter werden sogar abweichend gebildet. Diese Eigenthümlichkeiten
nennt man die Mundart einer Sprache. In den Büchern, welche zur
Zeit der Reformation von Sachsen ausgingen, wurde natürlich die
sächsische Mundart angewendet. Diese Mundart wurde in allen
Theilen Deutschlands und überall, wo man deutsch sprach, bekannt
und in kurzer Zeit entstand für die gebildeten Deutschen eine bestimmte
Schriftsprache und eine bestimmte Umgangssprache. Da man
*) Der Name „blauer“ Montag stammt aus dem Englischen und heißt
nach jener Sprache wörtlich „Spielmontag“.