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von so großer Wichtigkeit, daß es wegen seiner Serpentinsteinwaaren
selbst in Asien und Amerika bekannt wurde.
Um in das Ganze eine gewisse Ordnung zu bringen, bildeten
die Arbeiter eine Innung, welche im Jahre 1613 die Bestätigung
des Kurfürsten erhielt. Zöblitz besaß von da an eine Innung, welche
die einzige in der ganzen Welt war. Lange Zeit waren die Serpentin—
steinwaaren so beliebt und wurden allerorts so gesucht, daß, außer
den Gesellen und Lehrlingen, zur Blütezeit 70 Meister Beschäftigung
fanden. Nach allen Himmelsgegenden wurden Mörser für die Apotheker,
Büchsen, Wärmsteine, Vasen, Schreibzeuge, Briefbeschwerer u. dergl.
ausgeführt. In der neueren Zeit ist die Serpentinsteindrechselei etwas
zurückgegangen.
Stand dieser Erwerbszweig in seiner Eigenthümlichkeit einzig in
Europa da, so wurde einige Jahre später ein anderer geregelt und
geordnet, welcher wenigstens in Deutschland nicht wieder vorkam, und
dies war die Perlenfischerei in der Elster. In der Gegend von
dem Dorfe (jetzt berühmtes Bad) Elster bis zur Stadt Elsterberg,
ungefähr eine Ausdehnung von 16 Stunden, wird die Elster mit
einigen (jetzt acht) Nebenbächen von einer schwarzen Muschel bewohnt,
welche eine Länge von 6 Zoll (reichlich 14 Centimeter) erreicht und
in deren Gehäuse Perlen gefunden werden. Ob diese Flußperlmuschel
von je hier einheimisch gewesen oder ob sie, wie andere behaupten,
aus Böhmen und Bayern in die Elster verpflanzt worden ist, läßt
sich mit Gewißheit nicht angeben. Sei dem, wie ihm wolle, so viel
steht fest, daß man diese Perlmuschel schon vor langer Zeit in Sachsen
kannte, daß jeder nach Belieben Perlen aufsuchte und sie nach seinem
Gutdünken entweder verkaufte, oder sonst verwendete.
Im Jahre 1621 wurde die Perlenfischerei von Johann Georg I.
geordnet. Derselbe stellte einen besonderen Perlenfischer an (Moritz
Schmirler), dessen Nachkommen') das Amt ihres Vorfahren bis auf
den heutigen Tag bekleiden. Bei niederem Wasserstande in den
Sommermonaten besucht der Perlenfischer die Muschelbänke, öffnet
aller 8 bis 10 Jahre die Muscheln einer Bank ungefähr ½ Zoll
(reichlich 1 Centimeter) weit, um sich von dem Perleninhalt zu über-
zeugen. Manchmal liegen die Perlen in dem Muschelgehäuse frei,
manchmal sind sie angewachsen. Ihr Wachsthum geht äußerst langsam
von Statten. In den ersten 10 Jahren erreichen sie den Umfang
eines Nadelkopfes oder eines Hirsekorns, in 40 bis 50 Jahren die
Größe einer Zuckererbse und in 80 bis 100 Jahren die Größe einer
Postenkugel oder einer mittleren Haselnuß.
Zu den besten Perlen rechnet man die von milchweißer Farbe,
während die dunkelfarbigen und matt aussehenden, welche weniger
*) Dieselben schreiben sich jetzt: Schmerler.
Geschichte Sachsens. 12