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nach links und rechts die Hauptsache. Daß sich Johann Georg
hierzu nicht entschließen konnte, ist im Mangel an Entschiedenheit
zu suchen.
61. Der dreißigfährige Krieg von 1635 big zum Friedensschlusse 1648.
a) Die Schweden hausen in Lachsen. „Wurzener Marterwoche.“ Die Schweden
in Leisnig. „Pirnaisches Elend.“ Zweite Schlacht bei Breitenfeld, 1642.
orstenson belagert Freiberg vergeblich, droht Pegau den Untergang.
Schwer, sehr schwer mußten die armen Sachsen den Friedens-
schluß mit Oesterreich büßen. Der Krieg gestaltete sich nämlich von
genannter Zeit an in einen gänzlichen Verheerungskrieg um. Große
Thaten wurden nur wenige noch ausgeführt, entscheidende Schlachten
nur selten geliefert. Einzelne Kriegshorden durchschwärmten verheerend
und sengend das deutsche Vaterland, ließen Städte und Dörfer in
Flammen aufgehen, brandschatzten die Einwohner bis aufs Blut,
stießen nieder, wer ihnen entgegentrat, vernichteten Waldungen und
Obstanpflanzungen, und hinterließen überall die blutigsten Spuren
ihrer Mordlust. Der Geist der Zucht war von dem auserlesenen
Heere Gustav Adolphs gewichen.
Anfangs neigte sich zwar das Waffenglück auf die Seite des
österreich -sächsischen Heeres. Ein Siegesbericht nach dem andern lief
ein; aber bald sollte dieser Jubel verstummen. Bei Wittstock an
der mecklenburgischen Grenze kam es den 4. Oktober 1636 zu einer
Schlacht, in welcher die Sachsen und Oesterreicher eine gänzliche
Niederlage erlitten. Das Gepäck und Silbergeschirr des Kurfürsten,
150 Standarten, 23 Kanonen, 2000 Gefangene fielen in die Hände
Banners, welcher für Oxenstierna die Oberleitung der deutschen
Angelegenheiten übernommen hatte.
Einer Flut gleich, welche die Dämme durchbricht, ergossen sich
die Sieger über das geängstete Sachsenland. Rache schnaubend, ließen
sie hier ihre ganze Wuth an den unglücklichen Einwohnern aus. Jedes
menschliche Herz kehrt sich um, wenn man der Greuel gedenkt, welche
jetzt die zu Ungeheuern gewordenen Schweden verübten. Man warf
die Menschen in die Backöfen und ließ sie braten, hing sie auf und
zündete Feuer unter ihnen an, nagelte Kinder an die Hausthüren
und benutzte sie als Zielscheiben, man sägte den Männern die Knie-
scheiben halb durch, schnitt ihnen die Fußsohlen auf und streute Salz
und Gerste in die klaffenden Wunden, schlug ihnen hölzerne Pflöckchen
unter die Nägel der Finger und Zehen, legte sie auf die Erde, steckte
ihnen einen Trichter in den Mund und füllte so lange Mistjauche
hinein, bis der Leib zum Zerspringen aufschwoll; ja nicht selten trat
man ihnen alsdann auf den Leib, daß die Flüssigkeit wieder zum