Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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mandant der Stadt, von Schweidnitz, ein ausgezeichneter und un— 
gemein tapferer Mann; ebenso angesehen und unermüdlich war auch 
der Bürgermeister. Wie viel auf tüchtige Führer in Zeiten der Gefahr 
ankommt, zeigte sich recht deutlich in Freiberg. 
Torstenson ließ die Stadt unausgesetzt mit 5 Mörsern und 
104 Kanonen beschießen, er ließ ferner gegen 30 Minen unter der 
Stadtmauer anlegen, welche furchtbare Verwüstungen anrichteten, er 
ließ wiederholt gegen die Thore und Mauern anstürmen und bekam 
endlich das Petersthor und einen Theil der Stadtmauern in seine 
Gewalt; aber die Stadt wollte nicht in seine Hände fallen. 
Muth und Entschlossenheit vermögen oft Wunderdinge auszu- 
führen. Jedes Haus auf der Petersstraße glich einer kleinen Festung 
und einer Schanze, von wo aus dem Feinde das Eindringen in die 
Stadt zur Unmöglichkeit gemacht wurde. Flogen Feuerbrände herein, 
augenblicklich sprangen wachsame Bergleute herbei und löschten sie 
aus. Andere unternahmen unerwartet einen Ausfall und fügten dem 
Feinde empfindlichen Schaden zu. Da wüthete und tobte Torstenson 
in seiner Ohnmacht und drohte dieser „Hexenstadt“, wie er sie eben- 
falls nannte, den Untergang, wenn sie sich nicht ergäbe. Aber sein 
Drohen schreckte die braven Freiberger und ihren Kommandanten 
nicht. Im Februar (1643) setzte er, um zum Ziel zu gelangen, endlich 
alles in Bewegung. Die „Hexenstadt“ wurde von mehreren Seiten 
zugleich angegriffen, ein Feuerkugelregen brach los; Pechkränze flogen 
über die Stadtmauern, das Trinkwasser wurde abgeschnitten und eine 
Bresche von 12 Meter Länge wurde geschossen. Auch dies fruchtete 
nichts. Freiberg ergab sich nicht. 
Solchen furchtbaren Angriffen auf lange Zeit Widerstand ent- 
gegen zu setzen, war unmöglich. Schon meldete sich hier und da zu- 
weilen ein anderer und gefährlicherer Feind bei den sonst so tapferen 
Bürgern, und dies war Unmuth und Verzweiflung. Siehe, da er- 
schaute man in finsterer Nacht in der Ferne Wachtfeuer, die einen 
Hoffnungsstrahl in den Herzen der Zagenden entzündeten, und in der 
That — Piccolomini erschien mit den Oesterreichern. Torstenson 
gab nach einem Verluste von 3000 Mann die Belagerung der „Hexen- 
stadt" am 17. Februar auf, und Piccolomini hielt am 18. Februar 
seinen Einzug in die gerettete Stadt. Als er die Vorkehrungen zur 
Vertheidigung der Stadt und die Trümmer der Bollwerke erblickte, 
die der Feind zum Untergange Freibergs angewendet hatte, brach er 
in laute Bewunderung der Tapferkeit aus, welche die Bürgerschaft 
so glänzend an den Tag gelegt hatte. Jetzt erinnert ein Denkmal 
am Petersthore an jene Thaten der Väter. Was Freibergs Bewohner 
in jener Zeit durch Entschlossenheit und Umsicht ausgeführt haben, 
wird die fernste Nachwelt nicht blos bewundern, sondern auch dankbar 
aanerkennen.
	        
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