Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Freude, daß der fünfzehnjährige Prinz (1711) zur Confirmation und 
zum ersten Genuß des heiligen Abendmahls gelangen konnte, ein 
Ereigniß, an welchem das ganze Sachsenland, ja das ganze evan- 
gelische Deutschland, den innigsten Antheil nahm. 
Nicht lange sollte diese Freude eine ungetrübte bleiben. Dem 
Papste (Clemens XI.) war es nämlich durchaus nicht recht, daß der 
Kurfürst den Katholizismus in Sachsen nicht zu verbreiten suchte. 
Bald durch Gesandte, bald durch schriftliche Vorstellungen suchte er den 
Kurfürsten zu bestimmen, seine Zusage, die Religionsfreiheit betreffend, 
zurückzunehmen. In diesem Punkte stand er aber unerschütterlich fest; 
was er geschrieben hatte, das hatte er geschrieben. Ohne Weiteres 
gab aber der Papst seine Pläne nicht auf. Jetzt setzte er seine Hoff- 
nung auf den Kurprinzen. Neue Vorstellungen gelangten an den 
Kurfürsten, und zwar dahin gehend, daß er wenigstens seinen Sohn 
dem römisch-katholischen Glauben zuführen möge. Entweder — 
meinte der Papst — solle der Kurprinz in Polen wohnen oder auf 
Reisen gehen. Hieran knüpfte sich aber eine Forderung, die nur zu 
deutlich die Absicht des Papstes erkennen ließ. Er verlangte nämlich, 
daß der Hofstaat des Prinzen gänzlich geändert und daß seine Um- 
gebung nur aus katholischen Personen bestehen sollte. Für diese 
Forderung fand der Papst bei dem Kurfürsten ein geneigtes Ohr, 
obgleich sich der Kurprinz, wie man wenigstens behauptet, anfangs 
dagegen gesträubt haben soll. Umgeben von einem katholischen Gefolge, 
trat der Prinz eine Reise nach Italien an. Diese Wendung der Dinge 
beunruhigte das Mutterherz aufs höchste, brachte ganz Sachsen in 
Aufregung und erregte an allen evangelischen Höfen das größte Auf- 
sehen. In einer Vorstellung an den Kurfürsten sprachen die Vertreter 
unsers Landes zunächst ihren Schmerz über Entfernung des evan- 
gelischen Gefolges aus und baten dringend um Rückkehr des Prinzen 
nach Sachsen. Selbst die Königin von England und der König von 
Dänemark unterstützten diese Bitte in einem eindringlichen Schreiben 
und hoben ausdrücklich hervor, daß dem Prinzen wieder evangelische 
Diener gegeben werden möchten und daß ihm freie Religionsübung 
zu gestatten sei. Alles umsonst. Ein Jahr nach seiner Confirmation 
trat der Kurprinz (1712 zu Bologna) zur römisch-katholischen 
Kirche über. 
Was geschehen, sollte die Welt jetzt nicht erfahren. Namentlich 
war es eine Person, der man diesen Schritt so lange als möglich 
verheimlichen wollte, und dies war die Mutter des Kurfürsten, also die 
Großmutter des Kurprinzen. Diese — Anna Sophie mit Namen — 
war eine dänische Prinzessin und war dem evangelisch-lutherischen 
Glauben so eifrig zugethan, daß sie sich aufs tiefste über den Glaubens- 
wechsel ihres Sohnes, des Kurfürsten, betrübte. Mit der zärtlichsten 
Liebe hing sie auch an ihrem Enkel und nahm an seiner Erziehung
	        
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