Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Helden den Oberbefehl über die kaiserliche Armee. Glänzende 
Siege vermochte unser Kurfürst nicht zu erringen. Nicht Mangel 
an Einsicht und an Tapferkeit verschuldeten dies; nein, die Ueber— 
legenheit des Feindes war zu groß. Dessenungeachtet versagten die 
Türken dem sächsischen Kurfürsten die Achtung als Held nicht, indem 
sie ihren Gegner „die eiserne Hand“ zu nennen pflegten. Außerdem 
hatte der Kurfürst gegründete Ursache, mit der Haltung so mancher 
österreichischen Generale unzufrieden zu sein. Unter solchen Umständen 
hielt er es am gerathensten, im Herbste 1696 nach Wien zu reisen 
und seine Oberbefehlshaberstelle in die Hände des Kaisers zurückzugeben. 
Zu den Büchern, welche man wohl fast in jeder Haushaltung 
findet, gehört der Kalender. Ungefähr 45 vor Christi Geburt führte 
der berühmte römische Feldherr Julius Cäsar einen Kalender ein, in 
welchem das Jahr zu einer Länge von 365 Tagen und 6 Stunden 
angenommen worden war. Da diese 6 Stunden in 4 Jahren einen 
Tag ausmachen, so mußte jedem vierten Jahre ein Tag eingeschalten 
werden, welches Jahr unter dem Namen Schaltjahr bekannt ist. 
Genau ist diese Annahme aber nicht. Das Jahr zählt nur 
365 Tage 5 Stunden 48 Minuten und (ungefähr) 50 Sekunden. 
Man rechnete demnach in einem Jahre 11 Minuten und (ungefähr) 
10 Sekunden zu viel, welches Mehr in 400 Jahren (ein wenig über) 
3 Tage beträgt. Nach Christi Geburt glich man diesen Fehler aus, 
ließ ihn aber nachher bis zum Jahre 1582 ruhig hingehen. Mithin 
konnte die wirkliche (astronomische) Zeit mit den Kalendertagen nicht 
übereinstimmen. So tritt z. B. Frühlingsanfang, zu welcher Zeit 
Tag und Nacht gleich „lang“ ist, den 21. März ein. Ums Jahr 1580 
war man aber so weit zurückgeblieben, daß man bei Tag= und Nacht- 
gleiche erst den 11. März schrieb. Dieser Unordnung steuerte endlich 
Papst Gregor XIIII., indem er befahl, im Jahre 1582 zehn Tage 
wegzulassen und nach dem 4. Oktober gleich den 15. zu schreiben. 
Um für die Zukunft dergleichen Störungen vorzubeugen, wurde fest- 
gesetzt, aller 400 Jahre 3 Schalttage ausfallen und die Jahre 1700, 
1800 und 1900 gemeine Jahre sein zu lassen.) Dieser Kalender 
hieß der Gregorianische. 
Von diesem Kalender wollten die damaligen evangelischen Christen 
sonderbarerweise deshalb nichts wissen, weil er von dem Papste aus- 
gegangen war. Man behalf sich deshalb mit dem alten (Julianischen) 
Kalender bis zum Jahre 1700. Hätte man in diesem Jahre wiederum 
einen Tag eingeschalten, was die Katholiken diesmal nicht thaten, so 
würde man um 11 Tage zurückgeblieben sein.) So weit ließ man 
*) Nur das letzte Jahr desjenigen Jahrhunderts sollte ein Schaltjahr 
sein, welches durch 400 ohne Rest theilbar ist. 
*“) Die Russen, die bekanntlich den Julianischen Kalender noch bis 
zum heutigen Tage beibehalten haben, schalteten 1700 und 1800 einen Tag ein
	        
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