Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Die jetzige Gestalt verdankt die Brücke August dem Starken. 
So ließ er z. B. erhöhte, mit Steinplatten belegte Wege für die 
Fußgänger herstellen, die Pfeiler mit halben Rundungen überbauen 
und die ganze Brücke mit einem ¾ Meter hohen Eisengeländer 
zieren. Um das Ausweichen zu vermeiden, mußten die Fußgänger 
den rechts gelegenen Weg wählen. Mit Recht legte man der ver- 
schönerten und weit zweckmäßiger eingerichteten Brücke den Namen 
Friedrich-August-Brücke bei. 
Die in jener Zeit errichteten Bauwerke wurden nicht mehr, wie 
früher, von fremden, sondern von einheimischen Baumeistern aus- 
geführt, wodurch diese zur weiteren Ausbildung und Verwerthung 
ihrer Talente die beste Gelegenheit fanden. Außer der Baukunst 
erfuhr auch die Malerei die sorgfältigste Pflege. Im Jahre 1697 
gründete der Kurfürst in Dresden eine besondere Malerakademie, die 
wegen ihrer tüchtigen Lehrer sehr bald zu einem hohen Rufe ge- 
langte. — Daß das Reisen bildet, wußte der Kurfürst aus eigener 
Erfahrung. Er ließ daher auf seine Kosten junge strebsame Künstler 
fremde Länder besuchen, damit sie an auswärtigen Kunstwerken ihren 
Kunstsinn veredeln und ihre Talente weiter ausbilden könnten. Dem 
Vaterlande gingen die verausgabten Summen wieder reichlich zu 
Gute. Was das Ausland Neues und Vorzügliches bot, wurde nach 
Sachsen verpflanzt und dadurch die einheimische Kunst sichtbar ver- 
vollkommnet.“) 
Eine Schwester der Kunst ist die Wissenschaft. Auch diese fand 
in August dem Starken einen Freund und Beschützer. So sah selbst 
das ferne Nordafrika in den Jahren von 1731 bis 1733 gelehrte 
Sachsen auf seinem Boden, welche auf Kosten des Kurfürsten die 
Völkerschaften und Naturmerkwürdigkeiten jenes Erdtheils studiren 
sollten. Bei ihrer Rückkehr, die 8 Monate nach dem Tode ihres 
Herrn erfolgte, erhielt die kurfürstliche Menagerie nicht blos einen 
großen Zuwachs an afrikanischen Thieren (z. B. 2 Stachelschweine, 
7 Strauße 2c.), sondern es empfing auch der Zwinger eine ganz 
besondere Zierde. In der Freizeit beschäftigte sich unser Kurfürst zu- 
weilen mit Drechselei, und jene Männer brachten deshalb für seine 
Drechselbank eine Anzahl Orangenstämme mit. Glücklicherweise 
schlugen manche wieder aus und bildeten von nun an in den Sommer= 
monaten eine Zierde des Zwingers. 
*) Ueber die weiteren Verdienste des Kurfürsten um die Kunst, namentlich 
aber um Bereicherung und übersichtliche Anordnung der Kunstschätze, z. B. der 
Kupferstich-, der Antiken-, der Naturaliensammlung, der Bibliothek, des grünen 
Gewölbes 2rc. ist des Guten viel hervorzuheben. Da indes Friedrich Augusts 
Nachfolger — namentlich sein Sohn — das angefangene Werk eifrig gort- 
setzten, so wird desselben, um den Zusammenhang und die leichtere Uebersicht 
nicht zu stören, in dieser Beziehung später gebührend gedacht werden.
	        
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