— 282 —
Die jetzige Gestalt verdankt die Brücke August dem Starken.
So ließ er z. B. erhöhte, mit Steinplatten belegte Wege für die
Fußgänger herstellen, die Pfeiler mit halben Rundungen überbauen
und die ganze Brücke mit einem ¾ Meter hohen Eisengeländer
zieren. Um das Ausweichen zu vermeiden, mußten die Fußgänger
den rechts gelegenen Weg wählen. Mit Recht legte man der ver-
schönerten und weit zweckmäßiger eingerichteten Brücke den Namen
Friedrich-August-Brücke bei.
Die in jener Zeit errichteten Bauwerke wurden nicht mehr, wie
früher, von fremden, sondern von einheimischen Baumeistern aus-
geführt, wodurch diese zur weiteren Ausbildung und Verwerthung
ihrer Talente die beste Gelegenheit fanden. Außer der Baukunst
erfuhr auch die Malerei die sorgfältigste Pflege. Im Jahre 1697
gründete der Kurfürst in Dresden eine besondere Malerakademie, die
wegen ihrer tüchtigen Lehrer sehr bald zu einem hohen Rufe ge-
langte. — Daß das Reisen bildet, wußte der Kurfürst aus eigener
Erfahrung. Er ließ daher auf seine Kosten junge strebsame Künstler
fremde Länder besuchen, damit sie an auswärtigen Kunstwerken ihren
Kunstsinn veredeln und ihre Talente weiter ausbilden könnten. Dem
Vaterlande gingen die verausgabten Summen wieder reichlich zu
Gute. Was das Ausland Neues und Vorzügliches bot, wurde nach
Sachsen verpflanzt und dadurch die einheimische Kunst sichtbar ver-
vollkommnet.“)
Eine Schwester der Kunst ist die Wissenschaft. Auch diese fand
in August dem Starken einen Freund und Beschützer. So sah selbst
das ferne Nordafrika in den Jahren von 1731 bis 1733 gelehrte
Sachsen auf seinem Boden, welche auf Kosten des Kurfürsten die
Völkerschaften und Naturmerkwürdigkeiten jenes Erdtheils studiren
sollten. Bei ihrer Rückkehr, die 8 Monate nach dem Tode ihres
Herrn erfolgte, erhielt die kurfürstliche Menagerie nicht blos einen
großen Zuwachs an afrikanischen Thieren (z. B. 2 Stachelschweine,
7 Strauße 2c.), sondern es empfing auch der Zwinger eine ganz
besondere Zierde. In der Freizeit beschäftigte sich unser Kurfürst zu-
weilen mit Drechselei, und jene Männer brachten deshalb für seine
Drechselbank eine Anzahl Orangenstämme mit. Glücklicherweise
schlugen manche wieder aus und bildeten von nun an in den Sommer=
monaten eine Zierde des Zwingers.
*) Ueber die weiteren Verdienste des Kurfürsten um die Kunst, namentlich
aber um Bereicherung und übersichtliche Anordnung der Kunstschätze, z. B. der
Kupferstich-, der Antiken-, der Naturaliensammlung, der Bibliothek, des grünen
Gewölbes 2rc. ist des Guten viel hervorzuheben. Da indes Friedrich Augusts
Nachfolger — namentlich sein Sohn — das angefangene Werk eifrig gort-
setzten, so wird desselben, um den Zusammenhang und die leichtere Uebersicht
nicht zu stören, in dieser Beziehung später gebührend gedacht werden.