Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Schätzen. Man entdeckte nämlich um das Jahr 1170, also vor 
ungefähr 700 Jahren, die reichen Silbergruben bei dem jetzigen 
Freiberg. 
Auf welche Weise diese Entdeckung geschah, weiß man mit 
Gewißheit nicht anzugeben. Gewöhnlich nimmt man an, daß sie 
Fuhrleuten zu verdanken sei. Schon 200 Jahre früher hatte man 
im Harze reiche Silbergruben entdeckt, und hier hatte der Bergbau 
soon einen großen Aufschwung genommen. Diese Gegend stand mit 
Böhmen in Handelsverbindung. Auf schwerfälligen Wagen holten 
Fuhrleute aus der Stadt Goslar am Harze Salz und Blei aus Böhmen 
und nahmen dabei ihren Weg durch das Meißnerland. Da, wo sich 
jetzt Freiberg erhebt, stand damals der Flecken Christiansdorf 
und Loßnitz. Diese Gegend berührten jene Fuhrleute und mitten 
auf dem Fahrwege, so erzählt man nämlich, stießen sie auf Silbererz. 
Von ihrer Heimat her kannten sie den Werth dieses Metalles. Sie 
nahmen es mit an den Harz zurück und ließen es von Bergleuten 
untersuchen. Man staunte über den reichen Silbergehalt, und als 
Markgraf Otto von der gemachten Entdeckung Nachricht erhielt, rief er 
aus der Harzgegend Bergleute in sein Land. Man forschte weiter 
nach, und sehr bald stieß man zur Freude Aller auf immer reich- 
haltigere Silbergänge. 
Wohl möglich, daß auf diese Weise jene wichtige Entdeckung 
geschehen ist; man schreibt indes die Auffindung dieser Silberschätze 
auch einem anderen Umstande zu, welcher ebenfalls viel, ich glaube noch 
mehr, Glaubhaftes für sich hat. Otto hatte einige Jahre vor dieser 
Entdeckung (1162) unmittelbar bei Nossen das Kloster Zelle (später 
Altzelle genannt) gegründet und demselben verschiedene Ländereien 
geschenkt. Wie schon früher erwähnt, bedeckte von Colditz an bis ins 
Gebirge hinauf der große Miriquidiwald das Land. Ein großer 
Theil jener Ländereien gehörte mit zu dieser Waldung. Um trag- 
baren Boden zu gewinnen, setzte man die Ausrodung des Waldes fort 
und bei dieser Gelegenheit soll man zuerst auf Silberstufen gestoßen 
sein. Mag die Entdeckung auf diese oder jene Weise erfolgt sein, 
genug — sie war geschehen und wurde für das Meißnerland eine 
Quelle des reichsten Segens. Zugleich gründete Otto für die vom 
Harze zahlreich herbeigekommenen Bergleute eine neue Stadt, und 
zwar die jetzt auf der ganzen Erde berühmte Bergstadt Freiberg. In 
welchem Jahre der Grund hierzu gelegt wurde, weiß man nicht genau. 
Gewöhnlich nimmt man das Jahr 1179 an. Freiberg hieß die 
neue Stadt deshalb, weil den ersten Bewohnern derselben gewisse 
Vorrechte und Freiheiten gewährt wurden. 
In und um Freiberg, im Erzgebirge, ja im ganzen Meißnerlande 
begann seit der gemachten wichtigen Entdeckung ein neues, reges Leben. 
Große Freude erregten besonders bei den Bewohnern des Landes 
Geschichte Sachsens. 2
	        
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