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wurden sie aus der Frauensteiner, Tharandter und Wilsdruffer Gegend
nach Freiberg zurückgedrängt, wo sie am 16. Oktober so empfindlich
geschlagen wurden, daß der Weg nach dem Erzgebirge wieder frei
ward. Die Oesterreicher bauten zu sehr auf ihre Uebermacht und
forderten die Preußen unvorsichtig zu einer neuen Schlacht heraus.
Am 29. Oktober wurden jene in Freibergs Umgebung geschlagen und
mußten den Rückzug nach Böhmen antreten. Diese Schlacht bildete
den blutigen Schlußstein zu allen Schlachten im siebenjährigen Kriege
auf sächsischem Grund und Boden. Im Monat November schlossen
Preußen und Sachsen zunächst für die Wintermonate einen Waffen-
stillstand, der zum Vorboten des heißersehnten Friedens ward.
Zwar ruhte das Schwert, aber die Stunde der Erlösung von
den Kriegsqualen hatte damit für die armen Sachsen noch nicht
geschlagen. Abermals mußten sie den Winter über die preußische
Armee erhalten, und da Friedrich für den neuen Feldzug zum
nächsten Jahre alle ihm zu Gebote stehenden Hilfsmittel in Bewegung
setzte, so sollte unser schwer geprüftes Vaterland aufs neue Geld
schaffen. Namentlich sollte Leipzig seine Kassen wieder öffnen und
4000 000 M. aufbringen. Mit Zittern und Zagen gedachten
die Leipziger der Härte, mit welcher Friedrich die Erfüllung seiner
Forderungen früher in Ausführung gebracht hatte. Da eilte zum
zweiten Male der edle Gotzkowsky herbei und vermochte den preußischen
König zu bestimmen, daß er sich mit 1000 000 M. in Gold und
2100 000 M. in Silber begnügte.
Allgemein war man des Kampfes müde. Friede! Friede! —
das war der Fürsten und der Unterthanen, der Freunde und der
Feinde Losungswort. Rußland und Schweden hatten sich schon früher
vom Kriegsschauplatze zurückgezogen. England, Frankreich und
Spanien leiteten ebenfalls Friedensunterhandlungen ein. In Oester-
reich, namentlich aber in Sachsen, gab sich die Sehnsucht nach Frieden
noch mehr kund. Unser Kurprinz, dem das Herz schon lange bei dem
Blicke auf sein unglückliches Vaterland geblutet hatte, theilte diesen
allgemeinen Wunsch und gab denselben dem Könige von Preußen in
einem Briefe zu erkennen.
Dem Zustandekommen des Friedenswerkes standen durchaus keine
wesentlichen Hindernisse im Wege; denn Friedrich verlangte weder
einen Zuwachs seiner Ländereien, noch eine Kriegsentschädigung an
Geld, sondern nur den ungestörten Besitz Schlesiens. Ohne Weit-
schweifigkeiten verschritten Oesterreich, Preußen und Sachsen zu den
näheren Verhandlungen. Besser konnte man wohl den Sylvesterabend
des Jahres 1762 nicht feiern, als an diesem Tage die Sitzungen zu
eröffnen. Als Ort der Berathungen wählte man das Jagdschloß
Hubertusburg, wo man in aller Eile die von den Preußen zer-
störten Fenster und Oefen herstellen mußte. Um den Gang der Ver-