Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Zu einer Schlacht kam es in diesem Jahre nicht, desto härter 
aber waren die Bedrückungen, unter welchen die Bewohner des 
oberen Erzgebirges zu seufzen hatten. Im September 1778 
fielen zwei österreichische Regimenter, unter ihnen auch rohe Kroaten, 
bei Oberwiesenthal ins Erzgebirge ein. Als diese arme Stadt die 
ihr auferlegte Brandschatzung von 90000.“ nicht aufbringen konnte, 
schleppte man zwei Bergleute als Geiseln mit fort. Noch an dem- 
selben Tage überfiel man Jöhstadt, Bärenstein, Scheibenberg, Schlettau, 
Buchholz und Annaberg. Am zweiten Tage erfuhren Marienberg, 
Zöblitz, Schwarzenberg und Grünhain ein gleiches Schicksal. Ueberall 
erpreßte man unerschwingliche Summen. So sollten z. B. Annaberg 
150 000, Schlettau 120 000, Marienberg, Olbernhau, Zöblitz je 
900000, Jöhstadt und Bärenstein je 45000.¾ aufbringen. Konnten 
die Summen nicht beschafft werden, dann bemächtigte man sich der 
Beamten und wohlhabenden Ortsbewohner, entführte sie gewaltsam 
und transportirte sie nach Ofen in Ungarn. Diese unerhörten Gewalt- 
streiche vergalten die Preußen und Sachsen in Böhmen mit gleichen 
Maßregeln. Man nahm einflußreiche Bewohner gefangen und führte sie 
als Geiseln nach Dresden ab, wo 62 in Gewahrsam gehalten wurden. 
Weder Oesterreich, noch Preußen hegten ein besonderes Verlangen, 
den Krieg fortzuführen. Von früher her war man noch des Waffen- 
getümmels müde, und so kam denn ohne lange Unterhandlungen der 
Friede zu Stande. Am 13. Mai 1779 unterzeichnete man ihn 
in Teschen. Oesterreich gab den mit Bayern geschlossenen Vertrag auf 
und begnügte sich mit einem ganz geringen Antheile. Unser Kurfürst 
erhielt für seine Ansprüche 6 Millionen Gulden. Obgleich derselbe 
diese Summe als ein persönliches Erbe betrachten konnte, so ver- 
zichtete er doch in edler Entsagung zu Gunsten unsers Landes auf 
dieselbe. Nachdem er jedem seiner Geschwister 150 000 (Prinz 
Anton erhielt 300 000) als Erbtheil ausgezahlt hatte, wies er seinen 
Antheil der Hauptstaatskasse zur Deckung der Landesschulden zu. 
Mit Siegeszeichen konnten die Krieger diesmal nicht in ihre 
Heimat zurückkehren; denn weder der eine, noch der andere Theil 
hatte sich einer besonderen Heldenthat zu rühmen. Wohl aber hatten 
sich die Soldaten im Herbste 1778 die damals noch nicht allgemein 
verbreiteten Kartoffeln recht munden lassen, und deshalb nannte 
das Volk diesen einjährigen bayerischen Erbfolgekrieg spottweise den 
Kartoffelkrieg. 
Außer dieser Geldentschädigung gelangte unser Kurfürst wieder 
in den Besitz eines Rechtes, das zu manchen Streitigkeiten Veranlassung 
gegeben hatte. Die jetzigen Fürsten und Grafen von Schönburg be- 
saßen von jeher als Herren von Glauchau (Vorder= und Hinterglauchau), 
Waldenburg, Lichtenstein, Hartenstein und Stein besondere Vorrechte. 
Früher standen die Herren der drei ersten Herrschaften unmittelbar
	        
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