Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

— 20 — 
ihn betroffenen Unglücks anzuklagen. Wie Geiz, so ist auch Habsucht 
die Wurzel alles Uebels. Seinem Bruder Dietrich, den wir unter 
dem Beinamen „den Bedrängten“ werden kennen lernen, wollte er 
das Erbtheil, die Grafschaft Weißenfels, entreißen, wodurch er sich 
ganz unnöthig in für ihn unglückliche Kämpfe verwickelte. Ueberhaupt 
umschlang die beiden Brüder keineswegs das Band der Eintracht. 
Leider wurde im Elternhause der Same der Zwietracht zwischen 
Bruder und Bruder, sogar zwischen Vater und Sohn ausgestreut. 
Albrecht, als ältester der Söhne, konnte sich mit Recht als des Vaters 
Nachfolger in der Markgrafschaft betrachten, wie es überdies auch 
im Testamente festgesetzt worden war. Der Mutter Liebling war 
der jüngste Sohn, der erwähnte Dietrich, und diese vermochte durch 
ihre Ueberredungskunst ihren Gemahl dahin zu bestimmen, daß er 
das Testament zu Dietrichs Gunsten änderte; eine Maßregel, welche 
zur Quelle des unsäglichsten Familienzwistes wurde und der sich 
endlich zu einem unheilvollen Kampfe zwischen Sohn und Vater 
steigerte. 
Ganz unerwartet wurde Markgraf Albrecht vom Tode ereilt. 
Er befand sich in Freiberg, wo ihm eine verruchte Hand Gift bei- 
brachte. Dieses wirkte so furchtbar, daß er Meißen, seine Residenz, 
nicht erreichte. Weiter, als bis Krummen-Hennersdorf, damals 
Krummen-Heinrichsdorf, war der Schwererkrankte, obgleich er in 
einer Sänfte getragen wurde, nicht zu bringen. In einer Bauern- 
hütte, auf einem Strohlager liegend, gab der unglückliche Markgraf 
1195 seinen Geist auf. — Dieser vielgeprüfte Fürst würde sich un- 
streitig, hätte er unter günstigeren Verhältnissen gelebt, in Sachsens 
Geschichte einen ehrenvollen Namen erworben haben. Ist ihm auch 
nicht Herrschsucht abzusprechen, so zeichnet ihn doch andererseits Muth 
und Beharrlichkeit aus. 
9. Dietrich der Hedrängte, 1195—1221. 
Dietrichs 26 jährige Regierungszeit war ebenfalls eine Kette 
schwerer Bedrängnisse. Das Glück, ganz unerwartet Erbe eines 
schönen und reichen Markgrafthums geworden zu sein, wurde ihm 
sehr bald recht empfindlich verbittert. Damals regierte in Deutsch- 
land Kaiser Heinrich VI., und dieser machte dem Markgrafen Dietrich, 
wie er es schon mit dessen Vorgänger gethan, das Leben recht schwer. 
Das silberreiche Meißen erregte allerorts Mißgunst und Neid, und 
selbst den Kaiser gelüstete im Stillen nach demselben, weshalb Albrecht 
und Dietrich ihr Erbe gar ängstlich bewachen mußten. Zwar starb 
der Kaiser 1197, aber sein Tod wurde die Ursache neuen Unfriedens. 
Bei der Kaiserwahl trat ein so schroffes Parteiwesen zu Tage, daß 
im Schoße Deutschlands die blutigsten Kämpfe ausbrachen, in welche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.