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Welch ein Abstand zwischen jetzt und der Zeit vor 7 Monaten!
Kein Kanonendonner, kein Glockengeläute, keine glanzvollen Illumi—
nationen und Festlichkeiten verherrlichten diesmal in Dresden die
Anwesenheit des früher so gefeierten Kaisers! Das Vertrauen zu
Napoleons Unbesiegbarkeit hatte eine gewaltige Erschütterung erlitten.
98. Friedrich August versucht dag Bündniß mit Frankreich zu lösen —
Rußland und Preußen im Lunde gegen Frankreich. — Eprengung
der Meißner und Dresdner Elbbrücke. — Schlacht bei Großgörschen. —
Mapoleon als Hieger in Dresden. — Friedrich August muß sich
entscheiden. — Hischofswerda's Antergang. — Schlacht bei Zautzen
oder Wurschen. — Pläswitzer Waffenstillstand.
Der umsichtige, weise König Friedrich August zog jetzt in
ernste Erwägung, welche Maßregeln zum Wohle Sachsens zu ergreifen
sein dürften. Unter den Fürsten des Rheinbundes war er der
erste, der Veranstaltungen zur Lösung des Bündnisses mit
Frankreich traf. Dem Anführer seiner zusammengeschmolzenen Armee
befahl er, die sächsischen Truppen von den französischen zu trennen.
Um in seinen ferneren Entschlüssen freie Hand zu haben, verließ er
seine Residenz und begab sich nach Plauen im Voigtlande. Vergeblich
forderte ihn Napoleon auf, daß er sich nach Frankfurt a. M. oder
nach Mainz begeben und daß er seine Truppen mit den französischen
vereinigen sollte. Unser König wollte sich dem französischen Einflusse
entziehen und begab sich von Plauen nach Regensburg und später
nach Prag.
Im Februar 1813 schlossen Rußland und Preußzen (in
Kalisch) ein Angriffs= und Vertheidigungsbündniß gegen Frank-
reich, und beide Mächte erklärten im März dem Kaiser Napoleon
den Krieg. Bald darauf erging an die übrigen Fürsten Deutschlands
die Aufforderung, diesem Bündnisse beizutreten. Kein einziger Fürst
des Rheinbundes folgte dieser Aufforderung. Unser König gerieth
in die peinlichste Verlegenheit. Sein Land war zum Theil von Franzosen
besetzt. Napoleon hatte ein neues Heer geschaffen. Die Fürsten des
Rheinbundes hoben neue Truppen aus und führten sie dem französischen
Kaiser zu. Oesterreich schwieg zu dem allen und erklärte sich weder
für, noch gegen Napoleon. Mit Gewißheit sah Friedrich August
voraus, daß Rußland und Preußen allein gegen Napoleon nichts
auszurichten im Stande seien, namentlich wenn Oesterreich mit Frank-
reich Hand in Hand gehen sollte. Unter solchen Verhältnissen sich
gegen Napoleon zu erklären, hielt Friedrich August nicht blos gewagt,
sondern im höchsten Grade unklug.