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Ob die zurückweichenden Russen oder die vordringenden Fran—
zosen das Unglück verschuldet, ist unentschieden. Die Verluste der
Bewohner dieser Stadt betrugen Hunderttausende von Mark. Bittend
wandten sich die Unglücklichen an den Kaiser (an ihrer Spitze
stand der damalige Stadtschreiber Süßmilch). Fünf Tage lang
mußten sich die Abgeordneten gedulden, ehe sie bei dem vielbeschäf-
tigten Kaiser eine Audienz erlangten. Derselbe nahm sie sehr freundlich
auf und versprach der Stadt für jetzt nur eine Unterstützung von
100 000 Franken (80 000 Mark), setzte aber hinzu, daß ein mehreres
geschehen werde, sobald die Kriegsereignisse einen glücklichen Verlauf
nehmen würden. Bei jener Summe ist es aber verblieben.)
Die verbündeten Russen und Preußen zogen sich nach der Spree
zurück und nahmen hier eine sehr feste Stellung ein. Aus dieser
wollte sie Napoleon vertreiben. Er brach deshalb mit seiner Garde
von Dresden auf und drang in die Oberlausitz vor. Hinter Bautzen
nach dem Dorfe Wurschen zu hatten die Verbündeten alle Anhöhen
besetzt und sich überdies noch in aufgeworfenen Schanzen feste Halte-
punkte verschafft. Am 20. Mai begann der Kampf. Als man
abends 8 Uhr die Waffen ruhen ließ, hatte kein Theil etwas Wesent-
liches erreicht.
Am folgenden Tage wurde die Blutarbeit fortgesetzt. Wie fast
immer, so erspähte Napoleons Adlerauge auch hier die Schwächen
seiner Gegner. Ihm entging nicht, daß die Anhöhen bei dem Dorfe
Kreckwitz von dem Feinde weniger gut besetzt waren. Dahin richtete
er jetzt seinen Hauptangriff. Dadurch überrascht, mußten die Ver-
bündeten einen Theil ihrer Truppen von dem rechten Flügel zurück-
ziehen, um diesem unerwarteten Angriff größeren Widerstand ent-
gegenstellen zu können. Auch dieses entging Napoleons Späherblicke
nicht. Gleichzeitig stürmte er auf den rechten Flügel seiner Gegner
ein. Dieser wich zurück und nachmittags gegen 4 Uhr traten die
Verbündeten den Rückzug an. Obgleich Sieger, hatte Napoleon doch
keine einzige Kanone erbeutet und nur wenig Gefangene gemacht; ja
er hatte sogar einen ungemein großen Verlust zu beklagen.
Zunächst zogen sich die Verbündeten nach Görlitz und dann nach
Schlesien zurück. Dem vordringenden Sieger lächelte das Glück wieder
im holdesten Lichte, und nachdem die Franzosen sogar ihren Einzug
in Breslau gehalten, nahm es den Anschein, als solle Napoleon wieder
der Gebieter Europas werden. Da winkte auf einmal den erschöpften
Völkern die Friedenspalme. Napoleon schloß (am 5. Juni 1813)
den Pläswitzer (Pläswitz, Dorf bei Striegau) Waffenstillstand.
*) Die Summe sollte in vier Terminen ausgezahlt werden. Nach
Napoleons Sturze war der vierte Termin noch im Rückstande und es wurde
derselbe unter dem König Ludwig XVIII. richtig nachgezahlt.