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Hat auch Friedrich August zur Vermehrung der Kunstschätze
nicht so hohe Summen aufgewendet, wie zwei seiner Vorgänger, so
ging ihm doch keineswegs der Sinn für Kunst ab. So war er z. B.
nicht blos Musikfreund, sondern auch ein gründlicher Musikkenner.
Im Jahre 1817 übertrug er die Kapellmeisterstelle an der deutschen
Oper einem Manne, dessen Name in der ganzen gebildeten Welt
bekannt wurde. Es war Karl Maria von Weber. Derselbe wurde
den 18. Dezember 1786 im Holsteinischen zu Eutin geboren, einem
Städtchen, welches mit noch 8 Quadratmeilen seit 1803 zu dem
Großherzogthume Oldenburg gehört.
Schon in frühester Jugend beschäftigte sich Weber mit Musik
und Malerei und zeigte zu beiden Künsten große Anlagen; bald aber
trug die Neigung zur Tonkunst den Sieg über die Malerei davon.
Webers Vater, welcher als Major im Heere diente, scheute keine Mittel
zur Ausbildung des großen Talentes seines Sohnes, und so erlebte er
die Freude, daß der hoffnungsvolle Karl schon als zwölfjähriger Knabe
die ersten Compositionen drucken lassen konnte; noch mehr! Zwei
Jahre später componirte Weber die erste Oper, welche sogar in Wien,
Prag und Petersburg zur Aufführung kam. Diese Anerkennung
blendete aber den vierzehnjährigen Knaben nicht. Er gab für jetzt
das Componiren größerer Musikstücke auf und studirte in Wien mit
unermüdlichem Fleiße die Gesetze der Tonkunst und die Werke berühmter
Componisten. Außerdem verwendete er auch einen Theil seiner Zeit
auf das Pianofortespiel, und Weber gehört mit zu den ersten Künstlern
auf diesem Instrumente.
Durch den Wohllaut seiner Melodien wurde Weber ein Mann
des Volkes. Wie oft haben nicht schon Tausende und aber Tausende
von Müttern an der Wiege ihrer Kinder das unvergleichlich schöne
Schlummerlied gesungen: „Schlaf, Herzenssöhnchen, mein Liebling
bist du 2c.“ Und wie oft sind nicht in den Schulen die Arien gesungen
worden: „Tra, ri, ra, der Sommer, der ist da 2rc.“; oder: „Im
Wald, im frischen, grünen Wald 2c.“; oder: „Es blinken so lustig
die Sterne 2c.“; „Die Sonn' erwacht mit ihrer Pracht 2c.“
In seiner Stellung als Kapellmeister schuf er die Opern:
„Preciosa“, „Freischütz“, „Eurianthe“" und „Oberon“; ferner die
Jubelouvertüre. Bekannt sind auch die Liedersammlung „Leier und
Schwert“ und sehr viel andere größere Musikstücke, welche letztere
allerdings fast alle nur von sehr geübten Spielern ausgeführt werden
können.
Webers wundervolle Melodien erklangen in Palästen und Hütten
und traten ihre Wanderungen von einem Welttheile zum andern an.
Ein Reisender berichtet, daß er selbst aus dem Munde der Araber
die Melodie von Webers „Jägerchor“ aus dem Freischütz habe er-
tönen hören.