Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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und sobald Letzteres nicht möglich sei, ihnen wenigstens ihr Erbtheil 
zu entziehen. 
In den Mönchen, welche sich im schönen Thüringer= und Meißner- 
lande festgesetzt hatten, fand der Papst in Verfolgung seiner Pläne 
treue Gehilfen. Leider waren die von so vielen Seiten angestrengten 
sträflichen Bemühungen, den ehelichen und Familienfrieden in dem 
markgräflichen Hause zu untergraben und endlich zu vernichten, keine 
vergeblichen. Hierzu kam, daß sich zwischen dem Markgrafen und 
der Hofdame Kunigunde von Eisenberg ein sträfliches Verhältniß 
entspann, was offenbar zur größeren Zerrüttung seines Familien- 
lebens beitragen mußte. Margarethe verließ (1270) die Wartburg’) 
und zog sich in ein Kloster bei Frankfurt zurück, wo sie nach sechs 
Wochen starb. 
Aeltere Geschichtschreiber fußten bei ihren Schilderungen der 
zerrütteten markgräflichen Familienverhältnisse hauptsächlich auf die 
Erzählungen des Mönchs Rohte, welche in der 1430 von ihm er- 
schienenen Chronik niedergelegt sind. Wohlweislich verschwieg er 
als Mönch die von Rom ausgegangenen Anstrengungen zur Ent- 
zweiung und endlichen Vernichtung der markgräflichen Familie. Da 
aus jener Zeit nicht der geringste Anhalt aufgefunden werden kann, 
aus welchem ein Einverständniß des Markgrafen mit einem Esels- 
treiber zur Beseitigung der Markgräfin abzuleiten sei, sondern erst 
160 Jahre später zum ersten Male von dem oben genannten Mönche 
erzählt wird, so ist man berechtigt, das Ganze für eine böswillige 
Erfindung zu halten, um den Charakter des Markgrafen im aller- 
schwärzesten Lichte und die gegen das markgräfliche Haus vom Papst 
gerichteten Vernichtungspläne gerechtfertigt erscheinen zu lassen; an- 
derer Erfindungen nicht zu gedenken, z. B. daß der Markgraf zu 
Gunsten seines jüngeren Sohnes Apitz die Söhne erster Ehe habe 
um ihr Erbtheil bringen wollen, was durch eine von ihm unter- 
schriebene und später aufgefundene Urkunde schnurstracks wider- 
legt wird. 
) Die Angabe, daß Margarethe ihren Sohn Friedrich beim Ab- 
schiede, vom Schmerz überwältigt, in den Backen gebissen, weshalb er den 
Beinamen „der Gebissene“ erhalten habe, ist unzweifelhaft nicht begründet. 
Daß er auf dem Backen eine vernarbte Wunde gehabt hat, ist sicherlich 
Thatsache, nur ist die Ursache ihrer Entstehung unbekannt.
	        
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