Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Trübe Zeiten in dem Meißner= und Thüringerlande 
kurz vor und nach dem Jahre 1300. 
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13. Friedrich I. 1307—1324) rettet sein Erbtheil. — 
Bein trauriger Lebensabend. 
a) Dem Hause Wettin droht der Antergang. b) Raiser Adolph bemächtigt 
sich Thüringens und Meißens. c) Friedrich und Diezmann erheben sich. 
Das schöne Meißner= und Thüringerland hätte seit der Regie- 
rung Heinrichs des Erlauchten eines der glücklichsten Länder Europas 
sein können; allein sehr bald brach eine Zeit schwerer Trübsal über 
seine Fürsten und seine Bewohner herein. Viele Städte und Dörfer 
wurden ein Schutthaufen, fruchtreiche Fluren eine Wüste, viele wohl- 
habende Bewohner Bettler und seine Fürsten arme, eine Zeit lang 
sogar länderlose Ritter. Die Quelle dieses Unglücks war Rachsucht, 
Herrschsucht und Habsucht; also Leidenschaften, die schon so viel Unglück 
in der Welt angerichtet haben. Damals mengte sich nämlich der Papst, 
sowie die ganze katholische Geistlichkeit viel zu sehr in weltliche An- 
gelegenheiten. Namentlich lebte der Papst wiederholt mit den deut- 
schen Kaisern in Kampf und Streit; sie sollten sich vor ihm beugen 
und ihn als ihren Herrn anerkennen. Geschah dies nicht, so ent- 
brannte sein Zorn, er drohte mit Absetzung, sprach den Bann aus 
und gebot den deutschen Fürsten und den Unterthanen, dem Kaiser 
nicht mehr zu gehorchen. Seinen ganzen Zorn entlud er, wie wir 
oben gesehen haben, besonders auf das Geschlecht der Hohenstaufen, 
das in männlicher Linie mit der Hinrichtung des sechszehnjährigen 
Konradin unterging. Daß damals die Markgrafen Meißens und 
Landgrafen Thüringens die Herren des größten und schönsten deutschen 
Landes waren, ärgerte den Papst gewaltig. Und warum? Weil die 
Erben dieser Ländertheile eine hohenstaufische Prinzessin 
zur Mutter hatten. Diesen Fürsten sollte genommen werden, 
was ihnen von Gott und Rechtswegen gehörte; noch mehr, der 
Papst verlangte sogar, daß die Söhne der Margarethe (Friedrich I. 
und Diezmann) von Haus und Hof verjagt und zum Lande hinaus- 
getrieben werden sollten. 
Dies ließen sich die deutschen Kaiser nicht zweimal heißen, denn 
auf diese Weise waren schöne und reiche Ländereien zu erlangen, und 
das Kaisergeschlecht, das nach den Hohenstaufen gewählt wurde, 
brauchte Land, da ihre Besitzungen keine große Ausdehnung hatten. 
Kurz vor und nach dem Jahre 1300 brach über das Meißner= und 
Thüringerland Unglück über Unglück, Elend über Elend herein.
	        
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