Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Bis zum Jahre 1806 waren die österreichischen Fürsten mit 
Deutschlands Kaiserkrone geschmückt gewesen. Oesterreichs Einfluß 
auf Deutschland erhielt aber einen gewaltigen Stoß, als Napoleon I. 
im genannten Jahre das deutsche Reich aufhob (Seite 376). Sehr 
natürlich, daß Oesterreich im deutschen Bunde das ihm 1806 verloren 
gegangene Uebergewicht wieder gewinnen wollte. Die deutschen 
Mittel= und Kleinstaaten mußten sich diese Anstrengungen gefallen 
lassen; nicht so fügsam zeigte sich aber Preußen. Dieser Staat war 
seit 1815 in die Reihe der Großstaaten eingetreten. Oesterreich 
gegenüber am Bundestage eine untergeordnete Rolle zu spielen — 
dazu zeigte es wenig Lust. Wiederholt kam es daher zwischen den 
beiden deutschen Großmächten zu Mißhelligkeiten und Reibungen. Mit 
Eifersucht betrachtete Preußen Oesterreich, und umgekehrt Oesterreich 
Preußen. Gingen von diesem Vorschläge aus, so wollte sie Oester- 
reich gewöhnlich nicht anerkennen, und gingen dergleichen von letzterem 
aus, so zeigte sich Preußen mißtrauisch. Ohne ein Prophet zu sein, 
konnte man mit Gewißheit voraussehen, daß es über lang oder kurz 
zwischen beiden Staaten zu einem Zusammenstoß kommen, und daß 
es sich dann zeigen müßte, welcher von beiden die Oberhand in 
Deutschland erringen würde. 
Die Veranlassung zu solch einem Zusammenstoß bot Schleswig- 
Holstein. Schon im 15. Jahrhunderte wurde festgesetzt, daß beide 
Herzogthümer für alle Zeiten vereinigt bleiben sollten. Im Jahre 1720 
fiel dem dänischen Könige der Hauptsache nach das Herzogthum 
Schleswig-Holstein zu. Nun bestand in diesen Ländern ein anderes 
Gesetz für die Regierungsnachfolge, als in Dänemark. Hier ist, wie 
z. B. in England, auch die weibliche Linie erbberechtigt, während in 
Schleswig-Holstein die Herzogswürde nur in der männlichen Linie 
forterbt. Der Fall, daß die dänische Königskrone einmal auf die 
weibliche Linie übergehen und dann Schleswig-Holstein von Däne- 
mark abgetrennt werden könnte, war ein leicht möglicher. Diesen 
Wegfall zu verhüten, war ein Hauptbestreben aller dänischen Könige. 
Da Holstein mit zu den deutschen Bundesstaaten gehörte, so versuchten 
sie, wenigstens Schleswig für eine dänische Provinz zu erklären. Dies 
gab zu immerwährenden Reibungen Veranlassung. Im Jahre 1846 
sollte allem Streite mit Einem Male ein Ende gemacht werden. 
König Christian VIII. erklärte feierlichst, daß Schleswig 
und ein Theil Holsteins fortan untrennbar mit Dänemark 
verbunden sei. Wie ein Donnerschlag durchzuckte diese Erklärung 
die Bewohner beider Herzogthümer. Die Bevölkerung protestirte 
wie Ein Mann gegen diesen Gewaltstreich. 
Mitten in diesen Wirren starb Christian VIII. (1848), und sein 
Sohn Friedrich VII. bestieg den Thron. Da dieser König keinen 
männlichen Erben besaß, so ging nach seinem Tode die dänische Königs-
	        
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