Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Der deutsche Kaiser Adolph überschwemmte das Land mit seinen 
Truppen, hauste eine Zeit lang in Thüringen, machte mehrere Ort— 
schaften der Erde gleich, eroberte nach schweren Kämpfen Leipzig und 
Pegau und fiel endlich in das Erzgebirge ein, um sich auch der silber- 
reichen Stadt Freiberg zu bemächtigen. 
.MWeas Tapferkeit und Treue auszurichten vermögen, konnte 
Adolph (1296) bei Freiberg lernen. Diese Stadt wollte sich unter 
keiner Bedingung ergeben. Bürger und Bergleute vertheidigten sie 
wie Löwen, und Adolph hätte sicherlich wieder abziehen müssen, hätte 
sich nicht ein elender Verräther gefunden, der den Feinden einen un- 
terirdischen Gang zeigte, durch welchen dieselben unerwartet in die 
Stadt eindrangen und sie eroberten. Der stolze Sieger ließ mehrere 
Ritter enthaupten. Dem edlen Markgrafen blutete das Herz, als 
er erfuhr, daß jenen Rittern die Treue gegen ihn so schändlich ver- 
golten wurde. Um weiteres Blutvergießen zu verhüten, faßte er 
einen Entschluß, der ihm gewiß nicht leicht werden mochte, der seine 
Gesinnung aber hoch ehrt. Er überließ nämlich dem Kaiser Adolph 
freiwillig die drei Städte Rochlitz, Leisnig und Grimma, die 
bis jetzt noch in seiner Gewalt gewesen waren. 
Nun hatte Markgraf Friedrich nichts mehr. Sein ganzer Reich- 
thum bestand in einem Diener und in drei Pferden. Eins jedoch ver- 
mochte ihm der Sieger nicht zu rauben, und dies war die Liebe und 
die Anhänglichkeit seiner schwer geprüften Unterthanen. Diese treue 
Liebe war zu jedem Opfer bereit und glich einem erquickenden Licht- 
strahle in dunkler Nacht. Die Liebe, die nimmer aufhört, rettete 
nicht blos dem unglücklichen Fürsten das Leben, sondern setzte ihn 
endlich auch in den Stand, den Räuber seines Erbes zum Lande 
hinauszujagen. Ehe Kaiser Adolph bis Leipzig, Pegau und Frei- 
berg vorgedrungen war, hielt er sich eines Tages in der Stadt Alten- 
burg auf. Markgraf Friedrich war ebenfalls hier. Kaiser Adolph 
lud ihn zur Abendtafel ein. Natürlich nahm der Markgraf die Ein- 
ladung nicht an. Er speiste für sich in einem Wirthshause zu Abend. 
Plötzlich öffnete sich die Thür. Ein gottvergessener Bösewicht drang 
mit entblößtem Schwerte ins Zimmer und stürzte wie ein blutdürstiger 
Tiger auf den Markgrafen los, um ihn zu ermorden. Ein Freiberger 
Bürger, dies sehend, warf sich auf seinen fürstlichen Herrn, deckte 
mit seinem Leibe den Markgrafen und fing den tödtlichen Stoß auf. 
Augenblicklich sprangen einige Ritter herbei und hieben den Mörder 
in Stücken. Der Markgraf war gerettet, aber der edle Bürger sank 
entseelt zu Boden. Seinen Namen wissen wir nicht, gewiß ist er 
aber im Himmel angeschrieben. — Solch eine That glänzt in der 
sächsischen Geschichte wie ein Edelstein. 
Zwei Jahre später gaben zwei andere Bürger Freibergs ihre 
Liebe und Anhänglichkeit gegen ihr rechtmäßiges Fürstenhaus auf
	        
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