— 466 —
Sieger fielen über 200 Kanonen, unter ihnen nur eine einzige, noch
dazu gänzlich zerstörte sächsische Kanone, und gegen 40 000 Kriegs-
gefangene und Ueberläufer.
Weit glücklicher, als die österreichische Nordarmee, war die Süd-
armee unter Erzherzog Albrecht, welche gegen die ins Land ein-
gedrungenen Italiener kämpfte. Wahrhaft glänzend war namentlich
der Seesieg, den der österreichische Viceadmiral Tegetthoff über
die italienische Flotte bei der Insel Lissa errang. Um diese siegreiche
Südarmee mit der Nordarmee vereinigen zu können, trat der öster-
reichische Kaiser Venetien an den Kaiser Napoleon III. ab, durch
dessen Vermittelung hierauf zwischen den feindlichen Mächten in
Nikolsburg in Mähren ein Waffenstillstand herbeigeführt wurde.
Oesterreichs Nordarmee war so gut wie aufgelöst. Den Krieg
weiter fortzusetzen, erschien als etwas sehr Gewagtes. Unter solchen
Verhältnissen zeigte sich Oesterreich zur Annahme des Friedens sehr
geneigt, welcher auch am 23. August zu Prag zu Stande kam. In
demselben mußte Oesterreich unter anderem die Auflösung des
deutschen Bundes anerkennen und versprechen, sich an der Neu-
gestaltung Deutschlands nicht zu betheiligen.
b) Der Friede zwischen Preußen und Lachsen.
Beim Friedensschlusse mit Oesterreich versprach der König Wilhelm
von Preußen, das Königreich Sachsen in seinom bisherigen
Umfange bestehen zu lassen, behielt sich aber vor, mit unserem
Könige einen besonderen Frieden abzuschließen. Wie weit jenes
Versprechen ein freiwilliges gewesen, läßt sich schwer bestimmen.
Allgemein nimmt man an, daß Sachsen seine Selbständigkeit dem
Einflusse des französischen Kaisers zu verdanken habe.) Die Waffen
ruhten. Mit allen den Ländern, die ihre Selbständigkeit behielten,
war der Friedensabschluß in kurzer Zeit zu Stande gekommen, nur
nicht mit Sachsen. Unausgesetzt blieb unser Vaterland in Preußens
Gewalt, während unsere Truppen in Wiens Nähe einquartiert waren.
Diese Verhältnisse erfüllten jedes Sachsen Herz mit der größten
Besorgniß und kosteten dem Lande schwere, schwere Summen, denn
die Landeskommission mußte seit Mitte Juni jeden Tag
30 000 Mark an die preußische Verwaltung zahlen, und
*) Wenn manche Hannoveraner, Hessen rc. fragen: „Warum hat unser
Land die Selbständigkeit verloren und nicht auch Sachsen, Bayern, Württem-
berg 2c.?“ so läßt sich dieser Frage eine andere entgegenstellen: Warum wurde
nur Sachsen 1815 getheilt und warum erfuhren nicht auch die Länder, die
ebensolange und einige noch länger mit Napoleon vereinigt blieben, als
Sachsen, gleiches Schicksal?