Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Sieger fielen über 200 Kanonen, unter ihnen nur eine einzige, noch 
dazu gänzlich zerstörte sächsische Kanone, und gegen 40 000 Kriegs- 
gefangene und Ueberläufer. 
Weit glücklicher, als die österreichische Nordarmee, war die Süd- 
armee unter Erzherzog Albrecht, welche gegen die ins Land ein- 
gedrungenen Italiener kämpfte. Wahrhaft glänzend war namentlich 
der Seesieg, den der österreichische Viceadmiral Tegetthoff über 
die italienische Flotte bei der Insel Lissa errang. Um diese siegreiche 
Südarmee mit der Nordarmee vereinigen zu können, trat der öster- 
reichische Kaiser Venetien an den Kaiser Napoleon III. ab, durch 
dessen Vermittelung hierauf zwischen den feindlichen Mächten in 
Nikolsburg in Mähren ein Waffenstillstand herbeigeführt wurde. 
Oesterreichs Nordarmee war so gut wie aufgelöst. Den Krieg 
weiter fortzusetzen, erschien als etwas sehr Gewagtes. Unter solchen 
Verhältnissen zeigte sich Oesterreich zur Annahme des Friedens sehr 
geneigt, welcher auch am 23. August zu Prag zu Stande kam. In 
demselben mußte Oesterreich unter anderem die Auflösung des 
deutschen Bundes anerkennen und versprechen, sich an der Neu- 
gestaltung Deutschlands nicht zu betheiligen. 
b) Der Friede zwischen Preußen und Lachsen. 
Beim Friedensschlusse mit Oesterreich versprach der König Wilhelm 
von Preußen, das Königreich Sachsen in seinom bisherigen 
Umfange bestehen zu lassen, behielt sich aber vor, mit unserem 
Könige einen besonderen Frieden abzuschließen. Wie weit jenes 
Versprechen ein freiwilliges gewesen, läßt sich schwer bestimmen. 
Allgemein nimmt man an, daß Sachsen seine Selbständigkeit dem 
Einflusse des französischen Kaisers zu verdanken habe.) Die Waffen 
ruhten. Mit allen den Ländern, die ihre Selbständigkeit behielten, 
war der Friedensabschluß in kurzer Zeit zu Stande gekommen, nur 
nicht mit Sachsen. Unausgesetzt blieb unser Vaterland in Preußens 
Gewalt, während unsere Truppen in Wiens Nähe einquartiert waren. 
Diese Verhältnisse erfüllten jedes Sachsen Herz mit der größten 
Besorgniß und kosteten dem Lande schwere, schwere Summen, denn 
die Landeskommission mußte seit Mitte Juni jeden Tag 
30 000 Mark an die preußische Verwaltung zahlen, und 
*) Wenn manche Hannoveraner, Hessen rc. fragen: „Warum hat unser 
Land die Selbständigkeit verloren und nicht auch Sachsen, Bayern, Württem- 
berg 2c.?“ so läßt sich dieser Frage eine andere entgegenstellen: Warum wurde 
nur Sachsen 1815 getheilt und warum erfuhren nicht auch die Länder, die 
ebensolange und einige noch länger mit Napoleon vereinigt blieben, als 
Sachsen, gleiches Schicksal?
	        
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