Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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so gewaltige Wassermassen nieder, daß von 233 Gebäuden 61 
gänzlich weggeschwemmt und 172 dem Einsturz nahe gebracht und 
überdies 166 nicht unbedeutend beschädigt wurden, so daß die Zahl 
der obdachlosen Menschen 1300 überstieg. Die angerichteten Schäden 
an Straßen, Dämmen, Brücken, Feldern, Wiesen, die erlittenen 
Verluste an den weggeschwemmten Hausgeräthen, Kleidungsstücken rc. 
waren unberechenbar; aber nicht in Geldeswerth ist das Leben von 
63 Menschen, die in den Fluten ihren Tod gefunden, anzuschlagen. 
An allen Orten nah und fern thaten sich milde Hände auf, das 
so plötzlich hereingebrochene Elend nach Kräften zu mildern; auch 
der König unterließ nicht, den so schwer geschädigten Landeskindern 
seine Theilnahme an Ort und Stelle persönlich kundzugeben. 
Auch während der Regierung unsers jetzigen Königs wurde 
unser Vaterland von bedeutenden Grubenunglücksfällen heim- 
gesucht. So verunglückten den 11. Dezember 1876 im Windberg- 
schachte bei Potschappel 25 Bergleute, den 1. Dezember 1879 im 
Brückenbergschachte bei Zwickau 89 Bergleute, jene und diese eine 
namhafte Anzahl Witwen und Waisen hinterlassend. 
115. Trauer im RKönigshause. — Das silberne Ehejubiläum unserg 
RKönigspaares. — Zönigin Garola. 
Im Jahre 1877 kehrte der Todesengel dreimal in die königliche 
Familie ein, und zwar zunächst den 4. August genannten Jahres, 
indem er den in Pillnitz zum Besuch weilenden Prinz Wasa — Vater 
unserer Königin — zur schmerzlichen Betrübniß seiner königlichen 
Tochter aus dieser Zeitlichkeit abrief. 
Den 13. September 1877 und den 8. November desselben 
Jahres wurden zwei Königinnen zur seligen Ruhe eingeführt. Am 
erstgenannten Tage schloß Königin Marie, seit dem 9. August 1854 
verwitwet, auf dem Weinbergsgute Wachwitz ihre irdische Laufbahn, 
und am 8. November 1877 folgte Königin Amalie ihrem königlichen 
Gatten, dem Könige Johann, im Tode nach. Beide Königinnen, 
fanden ihr Glück darin, der Armen drückendes Loos zu mildern und 
Kummerthränen zu trocknen. Königin Amalie, Mutter einer zahl- 
reichen Kinderschar, war ihren Kindern alles und fand ihr Glück im 
Glücke der Ihrigen, denen sie ein Vorbild echt christlicher Tugenden war. 
Im Stillen übte sie Werke echt menschenfreundlicher Wohlthätigkeit 
und hat sich einen Ehrenplatz in Sachsens Geschichte erworben. 
Am 18. Juni 1878 feierte unser geliebtes Königspaar sein 
fünfundzwanzigjähriges Ehejubiläum. Dieses freudige Ereigniß 
bot allen treuen Sachsen Gelegenheit dar, dem allgemein verehrten 
und aufrichtig geliebten Jubelpaar in Widmung herzlichster Glück-
	        
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