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Hierauf ist einfach zu bemerken: Wohnt nicht fast jedem
Menschen eine unauslöschliche Liebe zu seinem Geburtsorte,
und wäre es auch nur ein kleines und unbedeutendes Dörflein,
inne? Wenn diese Liebe Tausende und aber Tausende bis ins
höchste Alter hinauf begleitet, wird denn dadurch die Liebe
zum Geburtslande benachtheiligt? Schließt hier das Eine das
Andere nicht aus, warum sollte eine andere Erscheinung zu Tage
treten, wenn der Maßstab erweitert wird? Sollte ein echter
Sachse, ein echter Württemberger r2c. nicht auch ein echter Deutscher
sein können? Kann jemand im Großen treu sein, wenn er es
nicht im Kleinen ist?
Zur Förderung dieses höheren Zieles bedarf es nicht der
Anwendung außerordentlicher Mittel. Gesuchte, wortreiche
Deduktionen, die bei jeder Gelegenheit, wenn auch mit einigen
Varianten, wiederkehren, thun es nicht. In der Regel schwächt
sich der Eindruck nach und nach ab. Gleichgiltigkeit ist die
endliche Frucht. Nur was vom Herzen kommt, findet den Weg
wieder zum Herzen. Die eigene Ueberzeugungstreue, die das
todte Wort durchdringen und beleben muß, wie die Seele den
Leib, ist der Talisman, der seine Kraft nachhaltig bewährt.
„Wie soll ich mich aber den Kindern gegenüber verhalten“ —
könnte man fragen — „wenn ich in der Geschichte auf Personen
stoße, deren Denk= und Handlungsweise verwerflich ist, oder
auf Zustände, deren Unvollkommenheiten offen zu Tage liegen?
Soll ich in solchen Fällen, um die Vaterlandsliebe nicht zu
untergraben, bemänteln und beschönigen?“ Da müßte es traurig
um das Wesen dieser Liebe stehen, wenn sie nur durch solche
Stützen zu halten wäre. Zu einem Urtheil über die Moralität
und Unmoralität einer Handlung leitet ja auch der Religions=
unterricht an, sollte dies dem Geschichtsunterricht fern gehalten
werden müssen? Mit nichten. Wie fast immer, so kommt es
auch bei dem Geschäfte des Kritisirens auf das Wie dieser
Thätigkeit an.
Zunächst vermeide man allen Sarkasmus, überhaupt alle
absichtliche Tadelsucht. Ebenso fordere man Kinder nicht auf,
über Männer abzuurtheilen, deren Denk= und Handlungsweise
sie weder nach ihren Gründen, noch nach ihren gegenwärtigen
und zukünftigen Erfolgen genügend beurtheilen können. Nichts
ist widerwärtiger und unnatürlicher, als wenn Kinder in
altkluger Weise über historische Personen, sei es beim Unterrichte
in der biblischen oder in der Weltgeschichte, zu Gerichte sitzen.
Das ist ein Eingriff in das Heiligthum der Kindesnatur, deren
pietätvolle Arglosigkeit möglichst lange unverletzt bleiben muß.
Dann aber — und dies ist eine Hauptsache beim Geschichts-