Hussiten erfüllte Friedrichs Herz mit so bitterem Kummer, daß seine
Gesundheit tief erschüttert wurde. Unaufhaltsam schwanden seine
Kräfte, und als sich auch noch ein heftiges Fieber einstellte, gab er
selbst alle Hoffnung auf Wiedergenesung auf. Am 2. Januar 1428
rief er seine beiden Söhne, Friedrich und Wilhelm, an sein Kranken—
bett“) und sprach mit sichtbarer Anstrengung, aber in herzlicher
Weise, also zu ihnen:
„Liebe Söhne, Zeit und Stunde ist gekommen, daß ich aus
diesem sterblichen zum unsterblichen Leben abwandere. Mein Abschied
fällt in eine schwere Zeit des Krieges; man muß aber dem göttlichen
Willen, der nie anders als gut ist, alles heimstellen. Lasset Ihr nur
dieses Eure Sorge sein, daß Ihr das Vaterland bei Frieden er-
haltet. Und solches wird, wie ich hoffe, leicht geschehen können, wenn
Ihr in der Furcht Gottes, auch in brüderlicher Liebe und in Ein-
tracht lebet, die Unterthanen treulich schützet und ihr Bestes befördert.
Nehmt nicht solche zu Räthen an, die ehr= und geldgeizig sind und
von dem Lande sich zu bereichern begehren. Wollt Ihr Einen zur
Wohlfahrt fördern, so thut es ohne Unterdrückung des Anderen.
Keine Uebelthat laßt ungestraft hingehen, wo aber Hoffnung zur
Besserung ist, da lasset die Verzeihung Platz finden. Verdient jemand
Eure Ungnade, so bedenket, daß man im Zorn Maß halten müsse.
Zu den Waffen greift nicht eher, als wenn es die höchste Noth er-
fordert. Gegen Eure Unterthanen zeiget Euch als Bäter. Nochmals
vermahne ich Euch ernstlich, daß Ihr sollt einträchtig sein, Einer
dem Anderen nachgeben und vergeben. Dieses wird Euch eine Mauer
sein wider alle feindlichen Ueberfälle, welche nicht fern von Euch sind.
Und Du, mein Sohn Friedrich, erhalte Dich also bei der Kurwürde,
wie Du es von mir gesehen, damit Du dem Reiche lieb und werth
seiest. Du aber, mein Sohn Wilhelm, verehre diesen Deinen älteren
Bruder, das wird Dir zur Ehre und zum Besten gereichen. Ach,
liebe Söhne, fasset diese väterliche Vermahnung wohl zu Herzen und
lasset Euch ja durch nichts trennen und uneinig machen. Und dieses
werdet Ihr mir jetzt in die Hand versprechen.“ —
Beide Brüder traten dem Krankenbette des geliebten Vaters
näher, reichten dem Theuern die Hand und gelobten in diesem feier-
lichen Augenblicke, die letzten Ermahnungen ihres Vaters zu Herzen
zu nehmen. Drei Tage später, es war den 5. Januar, schied Friedrich
der Streitbare von den Seinen, um in den Wohnungen des ewigen
Friedens die Ruhe zu finden, welche ihm hienieden nicht beschieden
worden war.
*) Friedrich war der älteste und Wilhelm der jüngste der Brüder. Die
beiden mittelsten Brüder, Heinrich und Sigismund, waren bei ihrem Onkel,
dem Herzoge von Braunschweig, auf Besuch. Heinrich starb einige Jahre
nachher und Sigismund trat in den geistlichen Stand.