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in dieser Stadt seine irdische Wallfahrt. Seinem Wunsche gemäß
fand er in dem Erbbegräbnisse zu Meißen, wo auch sein Vater
Friedrich der Streitbare schlummerte, seine Ruhestätte.
26. Kuxfürst Exnst (1464 1486) und der Herzog Albrecht der Veherzte.
a) Einigkeit der Brüder. Albrechts Tapferkeit.
Ernst folgte als ältester Sohn seinem Vater in der Kurwürde
und regierte das Herzogthum Sachsen allein, während er die übrigen
Länder mit seinem Bruder, dem Herzog Albert, 21 Jahre lang in
Friede und Einigkeit gemeinschaftlich regierte. Beide Brüder wählten
Dresden zur Residenz, wo sie mit einander in einem Schlosse wohnten.
Ihr Vater hatte keine bestimmte Residenz, er wohnte manchmal in
Altenburg, manchmal in Torgau, oder Meißen, oder Leipzig.
Obgleich beide Brüder ein und dieselbe Erziehung genossen hatten,
so waren sie doch in ihrem Wesen ganz und gar verschieden. Ernst
liebte den Frieden und fühlte sich glücklich, wenn er sich mit Ruhe
den Regierungsgeschäften widmen konnte. Albert dagegen war ungemein
regen Geistes und dabei muthig und beherzt. Schon in frühester
Jugend gehörten ritterliche Uebungen mit zu seinen angenehmsten
Beschäftigungen, und wo es ein Turnier gab, fehlte er selten. Schon
als 16jähriger Jüngling nahm er es mit kampflustigen Rittern auf;
doch hätte sein erstes öffentliches Auftreten in den Ritterspielen für
ihn einen sehr traurigen Ausgang nehmen können. — In Pirna
veranstaltete man ein Stechrennen. Der junge Prinz Albert meldete
sich zur Verwunderung der weit älteren Ritter ebenfalls zur Theilnahme.
Sein jugendliches Feuer ließ ihn zu viel wagen und er bekam eine
bedeutende Verletzung, die zum Glück ohne nachtheilige Folgen blieb.
Wo Albert später in den Turnieren auftrat, trug er auch den
Sieg davon und überall war man von seiner Gewandtheit und von
seinem Muthe des Lobes voll. Hatte der Kaiser Krieg zu führen, da
litt es ihn nicht zu Hause. Er eilte zu dessen Scharen und schwang
dann das Schwert so gewaltig und geschickt, daß er sich einstimmig
den Beinamen des Beherzten erwarb, daß er ferner als der be—
rühmteste Held seiner Zeit galt, und daß er von den Feinden allgemein
gefürchtet wurde. Obgleich Krieger durch und durch, so hatte Albrecht
in seinem Wesen doch nichts Rohes und namentlich lebte er mit
seinem Bruder Ernst, wie erwähnt, in herzlicher Einigkeit.
b) Die Entdeckung der Silberbergwerke bei Schneeberg, 1470.
Die Einigkeit, in welcher die beiden fürstlichen Brüder lebten,
blieb auch nicht ohne irdischen Segen. Im Jahre 1470 erfolgte
nämlich eine Entdeckung, die Sachsens Wohlstand außerordentlich