I. Die Mark Brandenburg von den ältesten
Zeiten bis zur Besitznahme durch die Hohenzollern
(—14s5).
1. Die Vorzeit.
§ 1. In dem Tieflande zwischen Elbe und Weichsel hausten
in der Urzeit die Sueven, das größte und kriegerischste aller
deutschen Völker. Sie zerfielen in zahlreiche Stämme, die unter
erblichen Königen lebten, aber zu Krieg und religiösen Festen
verbündet waren. Den Mittelpunkt des Suevenbundes bildete
ein Heiligtum in einem Walde an der Havel; hier und an der
Spree wohnte der älteste und edelste Stamm der Sueven, die
Semnonen; westlich von diesen bis zum Harz die Langobarden,
in Pommern die Rugier und Burgunder, an der Netze und
Warthe die Goten.
Durch Tapferkeit, Freiheitsliebe und Sittenstrenge zeichneten
sich alle Germanen aus; es galten bei ihnen gute Sitten mehr,
als anderwärts gute Gesetze. «
Die älteste Staatsform im nordöstlichen Deutschland ist das
erbliche Königtum; darin unterschieden sich die Ostgermanen
von den Westgermanen, denen im Kriege ein gewählter Heer-
führer (Herzog), im Frieden die angesehensten Geschlechtshäupter
als Fürsten vorstanden. Ueberall jedoch nahm das Volk durch
regelmäßige Versammlungen der freien Grundbesitzer an der
Beratung der Gemeindesachen teil.
Die Sueven sollen nach Cäsar 100 Gaue bewohnt (ein Gau
umfaßte mehrere Hundertschaften von Hofbesitzern) und jähr-
Pierson, Leitf. d. preuß. Gesch. 5"“ 1