Full text: Leitfaden der Preußischen Geschichte.

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Brandenburg trug der religiöse Widerwillen der lutherischen 
Stände gegen den reformierten Kurfürsten viel dazu bei, die Wi- 
derstandskraft des Staates lahm zu legen. Wie viel selbst kleine 
deutsche Gemeinwesen, wenn sie einmütig alles daran setzten, für 
Glauben und Freiheit noch leisten konnten, bewies 1628 Stral- 
sun ds siegreicher Widerstand. Daß aber die evangelischen Stände 
im ganzen Reich den Waffen der Liga und des Kaisers so schnell 
und völlig erlagen, hatte seinen Grund in dem Mangel an einem 
großen, alle überragenden und mit sich fortreißenden Führer; als 
sich ein solcher in Gustav Adolf fand, lag alsbald wieder der 
Katholizismus am Boden. 
Die Barbarei, mit welcher der Krieg geführt wurde, (z. B. 
vom Heere Tillys bei der „Magdeburger Hochzeit“ 20.—23. Mai 
1631), war zum Teil eine Folge des religiösen Fanatismus, zum 
Teil die Wirkung des Söldnerwesens. Denn die Haufen 
vaterlandsloser, verwilderter Soldknechte, welche für Geld jeder 
Fahne dienten, kannten zwischen ihren Lüsten und dem Gut und 
Blut des wehrlosen Volkes keine Schranke als die Gewalt, und 
nur Gustav Adolf hielt gute Mannszucht. Die andern Heer- 
führer, besonders Wallenstein mit seinen 100 000 Blutsaugern, 
ernährten den Krieg durch den Krieg, und zuletzt wurde nicht die 
Vernichtung des feindlichen Heeres, sondern die Aussaugung 
möglichst weiter Landstriche der Zweck der militärischen Be- 
wegungen. Selbsthilfe der gequälten Bevölkerung war hoffnungs- 
los, weil Dresfur, Bewaffnung, Taktik den Soldaten ein allzu 
großes Ubergewicht gaben. Nur im Leiden zeigte sich das Volk 
noch stark: für seinen evangelischen Glauben ließ es vielerorten 
(besonders in Schlesien vor General Dohna dem „Selig- 
macher") Haus und Hof im Stich und wanderte ins Elend. 
II. Vom Regierungsantritt des Großen Kurfürsten 
bis zur Erhebung Preußens zum Königreich, 
1640—1701. 
Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst (1640—1688). 
5*# 32. Friedrich Wilhelm war 20 Jahre alt (geboren 
16. Februar 1620 Tneuen Stils] zu Berlin), als er, der starke 
Sohn eines schwachen Vaters, die Regierung der hohenzollernschen
	        
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