Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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Bauern an der Elbe würde jetzt wohl keiner ein Ehren— 
amt übernehmen wollen, obgleich sie ihren Kindern Haus- 
lehrer halten und Klavierunterricht geben lassen, und sich 
in den vordersten Reihen der Zivilisation fühlen.“) 
Berlin, Ende Januar 1870. 
Aeußerung, betreffend die Steuerreform in 
Preußen und im Zollverein. 
Bismarck: „Die Diskussion der Steuerprojekte angesichts 
neuer Wahlen hat stets ihr gutes. Man möge die Vorlagen 
betreiben ohne Leidenschaft und stets zeigen, daß nicht die 
Regierung, sondern daß das Land leidet, wenn die Eröffnung 
neuer Einnahmequellen versagt wird. Was die einzelnen 
Steuern anlangt, so empfehle ich für den Zollverein eine 
solche auf Tabak, Kaffee und Petroleum, für den Nord- 
deutschen Bund möchte sich eine Stempelsteuerreform trotz der 
sich darbietenden Schwierigkeiten empfehlen, außerdem eine 
Besteuerung des Bieres und der Kartoffelstärke, da deren 
Fabrikation nicht die für die Landwirtschaft wertvollen brauch- 
baren Futterrückstände liefert wie der Spiritus.“ 
  
*) Am 8. Dezember 1869 bestärkte Bismarck während eines 
fast dreistündigen Aufenthaltes in seinem Arbeitszimmer Forcken- 
beck in der Ueberzeugung, daß er, der Ministerpräsident vor allen 
Dingen national, unitarisch deutsch sei, daß er, vermöge dieser 
Erundgesinnung gegenüber den inneren preußischen Dingen immer 
objektiver wurde, und daß er anfing, mit Milde alle Standpunkte 
zu betrachten und aus ihnen das Richtige für das jeweilige Staats- 
interesse zu erkennen. Aus Forckenbecks Briefen an seine Ge- 
mahlin von M. Philippsohn. „Deutsche Revue“ Februar-Heft 1899.
	        
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