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Auge schauen und häufig die folgereichsten Entschlüsse, ohne
mich mit jemandem beraten zu können, im Momente fassen
müssen; dadurch war es mir nicht möglich, über meine eigenen
Schmerzen nachzudenken, bis es zum Kurieren zu spät war.
Man sagte der General Vork-) sei in einer Nacht ganz weiß
geworden, als er vor der Frage stand, ob er eine Schlacht
schlagen soll oder nicht. Bei mir ist der Schnurrbart früh-
zeitig grau geworden und die Haare hätten es nicht werden
können, die habe ich frühzeitig gelassen.“
Friedrichsruh, 27. März 1894.
Unterredung mit Ernst Müller, dem Inhaber der
Firma J. C. Schmidt in Erfurt, betreffend den
Bismarck-Apfel.“
Müller war nach Friedrichsruh gefahren, um im dortigen
Parke eine Anzahl aus Neu-Seeland importierter Apfelbäume,
deren Früchte Bismarckäpfel hießen, anzupflanzen.
Bismarck: „Sie haben mir durch die Uebersendung der
Bäume eine wirkliche Freude bereitet, hoffentlich kommen sie
hier vorwärts. Der Boden ist nicht viel wert, in Schön-
hausen gibt es für Obst besseren. Ich habe schon heute
morgen in Ihren Katalogen geblättert; Ihr Geschäft ist
sehr vielseitig, ich glaubte, Sie beschränkten sich nur auf das
Bouquetbinden. Da haben Sie wohl viel auf den Schultern.
Sie sind ja auch noch jung.“ Als Müller erwähnte, daß
namentlich die Franzosen über den Apfel geschimpft hätten,
meinte Bismarck: „Das lag vielleicht am Namen.“
Unterwegs wurde auf einer Bank gerastet. Dabei ent-
spann sich ein längeres Gespräch über Gartenbau und Land-
wirtschaft, in dem Bismarck bald der Belehrende, bald der
Fragende war.
) So verstand Wolf.
») Nach einem Referate Müllers im „Daheim“ Nr. 48
vom 27. August 1898.