298 Großbritaunien. (Mai 13.—29.)
dem britischen Parlament ausgehende Einladung, auf diese Aufforderung,
die Rüstungen zu vermindern, einzugehen, aufgefaßt werde. (Beifall.) Das
Amendement Bellair wird darauf zurückgezogen und die Resolution unter
lauten Hochrufen einstimmig angenommen. — (Am 25. wird die Abrüstungs-
frage im Oberhause beraten.)
13./19. Mai. Besuch von Mitgliedern deutscher Stadtverwal-
tungen in England. Am 18. werden sie vom König empfangen,
die Londoner Stadtverwaltung veranstaltet glänzende Feste.
16. Mai. (Unterhaus.) Die Regierung teilt auf eine An-
frage über den deutsch-englischen Grenzzwischenfall in Südwest-
afrika mit:
Der deutsche Geschäftsträger habe am 14. Mai dem Staatssekretär
des Auswärtigen mitgeteilt, daß ein deutscher Offizier Aufständische über
die Grenze verfolgt und daß auf britischem Gebiete ein Gefecht stattgefunden.
habe. Der Geschäftsträger habe erklärt, daß die deutsche Regierung dieses
Vorgehen durchaus gemißbilligt habe und daß es den erteilten Weisungen
zuwiderlaufe. Es würden Schritte getan, um einer Wiederholung vorzu-
beugen. Das Haus werde zweifellos, wie es die britische Regierung getan
habe, den Inhalt dieser Mitteilung würdigen, sowie den Umstand, daß
dieselbe abgegeben wurde, bevor eine Erklärung gefordert worden war.
17. Mai. Das Oberhaus verwirft einen im Unterhause
angenommenen Antrag, zu verhindern, daß während eines Aus-
standes auswärtige Streikbrecher nach England kommen können.
Mai. Gerüchte und Erklärungen über eine Verständigung
mit Rußland.
Nach dem „Standard" verhandeln England und Rußland über eine
Verständigung in den asiatischen Fragen, wobei Persien die Hauptschwierig-
keit bietet. — Am 24. erklärt im Unterhause Staatssekretär Grey auf
eine Anfrage: Er könne keinerlei Darlegungen über ein Abkommen machen,
wie es in der Presse geschildert wurde, weil ein solches überhaupt nicht
bestehe. Er benutze aber die Gelegenheit, dieser Erklärung hinzuzufügen,
daß für England und Rußland mehr und mehr Neigung dafür bestehe,
in Fragen, die für beide Nationen von Wichtigkeit seien, in freundschaft-
licher Form zu verkehren, als solche zu verschärfen. (Beifall.) Dies habe
bei mehr als einer Gelegenheit die englische und russische Regierung zu
einem Zusammengehen geführt. (Beifall.) Dies sei die Haltung, die zu
ermutigen man bestrebt sein müsse, und die, wenn sie fortbestehe, natur-
gemäß zu einer dauernden Regelung der Fragen, an denen die beiden
Länder beteiligt seien, und zu einer Festigung der zwischen ihnen be-
stehenden freundschaftlichen Beziehungen führen müsse.
29. Mai. (London.) Englisch-französischer Vertrag über
die Grenzen am Niger und Tschadsee.
Staatssekretär Sir Edward Grey und der französische Botschafter
Cambon unterzeichnen eine Konvention, durch welche die Abgrenzung der
beiderseitigen Besitzungen zwischen dem Niger und dem Tsadsee dergestalt
abgeändert wird, daß Frankreich freie Wegverbindung zwischen dem Niger
und dem Tsadsee erhält, zugleich aber auch die gegenwärtige politische Ein-
teilung der Eingeborenenstämme berücksichtigt wird.