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es mir selbst versagt, meinen eigenen Wunsch, diesen Sommer
in Varzin zu verleben, zur Ausführung zu bringen. Ja, wenn
ich durch die Luft fliegen könnte, möchte ich gern hin, aber
so —!“
Befriedigt sprach sich Bismarck über den neulichen Besuch
des Herzog-Regenten von Mecklenburg bei ihm aus.) „Er
hat mich in vielen Stücken, in der Sprechweise und der ganzen
Art, sich zu geben, an dessen verstorbenen Vater gemahnt.“
Auch dem in Cannes dahingeschiedenen Großherzog spendete
er alles Lob, wie die Mecklenburger überhaupt „geschickte und
liebenswürdige Fürsten“ seien.
In Bezug auf den Besuch des Fürsten Hohenlohe und
des Herrn von Bülow sprach sich Bismarck zurückhaltend aus;
höchstens, daßb er eine sarkastische Bemerkung hinwarf. So
sagte er neulich anknüpfend an eine Aeußerung eines Blattes:
„Ja, man so tun; Sand in die Augen!“
Friedrichsruh, 12. Juli 1897.
„Kußerung gegenüber einer Hamburger Offiziers-
Gemahlin.“
Bei der Rückkehr von der Ausfahrt Bismarcks näherte
sich dieselbe dem Wagen. „O Durchlaucht, wie bin ich glück-
*) Der Besuch erfolgte am 19. Juni. Nach der „Post“
sagte Bismarck zu demselben: „Kaiser und Reich könnten jeder-
zeit auf meinen Rat rechnen.“ Bei der Verabschiedung sagte
der Herzog zu Bismarck, der entblößten Hauptes vor dem Salon-
wagen stand: „Durchlaucht werden sich erkälten.“ Aber dieser wies
hartnäckig auf die angeblich milde Luft hin (leider war es kühl
und es begann zu regnen), und so bedurfte es des Einflusses der
beiden Gräfinnen Rantzau und Herbert Bismarck, die bar-
häuptig aus dem Schlosse herbeigeeilt waren, um Bismarck zum
Wiederaufsetzen des Hutes zu bewegen. Inzwischen setzte sich der
Zug in Bewegung, Bismarck meinte scherzend zum Regenten:
„Langsam geht's an,“ dieser dankte seinem hohen Wirte durch
ein wiederholtes sehr herzliches „Tausend Dank, Durchlaucht!“
"“*) „Tägliche Rundschau“ Nr. 181 vom 5. August 1898.
v. Poschinger, „Also sprach Bismarck“ Band lII. 20