Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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Ueberlistung sind ebenso vorgekommen wie im englischen Re- 
gime. Aber dies unglaubliche Maß von Heuchelei und Per- 
fidie, wie es der englischen Politik häufig eigen ist, ist doch an 
ihr nicht nachzuweisen.“ 
In Betreff der Türken äußerte Bismarck, daß sie im 
Orient die einzigen Gentlemen seien, während alle übrigen 
dortigen Volksstämme mehr oder weniger moralisch ver- 
kommen und politisch unzuverlässig seien. Die Auflehnung 
der Griechen gegen die ihnen angesonnene europäische Finanz- 
kontrolle bezeichnete er als den comble betrügerischer Ban- 
kerotteure. 
Mit ersichtlicher Genugtuung verweilte er bei der Zeit, 
wo der deutsch-russische Neutralitätsvertrag neben dem Drei- 
bunde bestand und Deutschland eine Stellung gewährte, wie 
sie so bald nicht wieder gewonnen werden werde. „Kom- 
pliziert war es ja, aber jede Politik ist schließlich kompliziert. 
Der selige Kaiser Wilhelm I. sagte mir zuweilen: Na, in Ihrer 
Haut möchte ich auch nicht stecken. Sie kommen mir manch- 
mal vor wie ein Reiter, der auf seinem Pferde das Spiel mit 
fünf Kugeln spielt, die er immer wieder auffängt, worüber 
ich meinen alten Herrn aber stets zu beruhigen wußte, so daß 
er zufrieden war.“ 
In Bezug auf die Dienste, welche die Post der Regierung 
auf Verlangen durch Auslieferung von Briefen zu leisten 
vermag, bemerkte er: „Unter Philippsborn mag vielleicht 
dergleichen ab und zu vorgekommen sein; unter Stephan war 
es sehr viel schwerer, derartige Wünsche durchzusetzen. Ge- 
schickt ist die Sache zur Zeit von Thurn und Tazis gemacht 
worden; da gab es ein besonderes Bureau, worin mehrere 
geübte Herren ständig im Auftrage der verschiedenen Re- 
gierungen zu arbeiten hatten. Der Eine hatte das Siegel 
mit einem heiß gemachten Messer oder, wenn es eine Oblate 
gewesen, mit heißem Dampf zu öffnen, der Zweite hatte die
	        
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