Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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einzigen Meinungsverschiedenheiten zwischen Majestät und mir 
mit der heimischen, inneren Politik verbunden seien und daß 
sich daher das von mir angedeutete Arrangement, nämlich, 
daß ich mich auf die Kontrolle der äußeren Angelegenheiten 
beschränken sollte, als befriedigende Lösung herausstellen würde. 
Mein Rücktritt von allen meinen Aemtern schlösse unberechen- 
bare Schwierigkeiten ein, und obwohl er meine Verstimmung 
verstehe, könne er mich nur dringend bitten, ein Kompromiß 
einzugehen. Ich erwiderte, der Ausweg, mich vom Preußischen 
Dienst zurückzuziehen und mich auf die Stellung des Reichs- 
kanzlers zu beschränken, sei auf Einwendungen seitens der Bun- 
desregierungen und des Reichstages gestoßen. Man erachte 
es für wünschenswert, daß der Kanzler eine amtliche Stel- 
lung habe, worin er die Abgabe des Preußischen Votums kon- 
trollieren könne, und auch ich könne nicht eine Stellung anneh- 
men, worin ich verpflichtet sein würde, vom Preußischen Mi- 
nister Instruktionen zu akzeptieren, an deren Herstellung ich 
nicht teilgenommen; daher würde auch dieser Ausweg nicht 
frei von Schwierigkeiten sein. Der Finanzminister erklärte, 
daß die Verordnung vom 8. September 1852 keineswegs über 
das, was notwendig sei, hinausginge und da keine unübersteig- 
bare Schwierigkeiten in Sachen der auswärtigen Angelegen- 
heiten in Betracht kämen, könne er nur dem Staatsminister 
von Boetticher zustimmen, daß ein Kompromiß gesucht werden 
sollte. Ueberdies, wenn der Rücktritt nicht aus Gesundheits- 
rücksichten, sondern aus politischen Gründen und von allen 
Aemtern stattfände, dann werde das Staatsministerium selbst 
zu erwägen haben, ob es nicht an diesem Schritt Teil nehmen 
solle. Vielleicht würde dies dazu beitragen, das verhängnis- 
volle Ereignis abzuwenden. Der Kultus= und der Justizminister 
meinten, daß die in Bezug genommenen Differenzen allein 
einem Mißverständnisse zuzuschreiben seien, welches vielleicht 
für Seine Mojestät aufgeklärt werden könnte. Der Kriegs- 
minister fügte hinzu, daß Majestät seit langer Zeit kein ein- 
ziges Wort fallen gelassen habe, das irgend welchen Bezug auf
	        
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